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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Geschichte des Suezkanals.

von Briefen aus den Jahren 1855 bis 1858, auf die ich schon früher Bezug genommen habe, beweist einwandfrei, daß Negrelii im Zeitpunkte der Gründung der Gesellschaft zu den vom Wali ernannten Gründern gehörte ; dieser Gründeranteil war ihm in seiner Eigenschaft als verdienstvollster Förderer der Kanalunter­nehmung eingeräumt worden. Ihm gebührte aber noch ein zweiter Gründeranteil, weil der Wali im Jahre 1856 jedem der Ingenieure, die der internationalen Kommission angehörten (s. S. 46) einen Gründeranteil zugesichert hatte und Negrelii bekanntlich ein Mitglied dieser Kommission war. Diese Tatsache ergibt sich un­bestreitbar auch aus einem an Baron Bruck gerichteten Schreiben Lesseps vom 9. August 1855 dessen Urtext in Händen der Frau Grois sich befindet und in dem es heißt:Ces ingénieurs seront inscrits comme membres fondateurs de canal des deux mers, dont le nombre est fixé a cent. Ils recevront un titre, qui leur assurera pendant les 99 années de la concession un droit a la répartition proportionelle du 10%, sur les produits nets de lentreprise, con­formément au firman du 30. novembre dernier. Ferdinand de Lesseps, chargé de pouvoirs de S. A. le viceroi dEgypte. Negrelii hatte mithin Anspruch auf 20 / 10 Anteile. Am 24. September 1858 schrieb Lesseps an Negrelii einen längeren Brief, 104 ) in dem sich folgende wichtige Stelle befindet:Vous êtes, mon chèr ami, inscrit sur le registre des fondateurs pour dix actions de fondateur, le baron de Bruck pour dix également et le chevalier de Revoltella pour cinq. Bis zum 24. September 1858 scheint also einer der beiden, Negrelii zugesicherten Anteile gestrichen worden zu sein. Diese Streichung kann nur Lesseps eigenmächtig vorgenommen haben; der Vizekönig hat dies entschieden nicht getan, denn aus zwei Briefen (16. Dezember 1855 und 3. Februar 1856) an Erzherzog Ferdinand Maximilian, den Bruder des Kaisers von Österreich-Ungarn, bedankt sich der Vize­könig in geradezu überschwänglichen Worten für die großen Sympa­thien, die der Kaiser dem Kanalunternehmen entgegenbringt und die auch in der Entsendung Negrellis in die internationale Kommission und nach Ägypten zum Ausdruck kommen. 105 ) Im Hinblick auf diese amtliche Entsendung Negrellis war es dem Wali doch ganz unmöglich, Negrelii aus der Gründerliste zu streichen. Als Lesseps Brief in Wien ankam, lag Negrelii schon auf dem Sterbebette er konnte keinen Einspruch mehr erheben. Sofort nach seinem Tode ließ sich Revoltella, der Vertrauensmann Lesseps in Triest und Vizepräsident