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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Die wirtschaftspolitische Bedeutung des Suezkanals.

spielt waren, bombardierte England 1882 Alexandria und zog in Ägypten ein, das von den Franzosen ausgebildet war. So bekam Eng­land die Macht über den Suezkanal und der Deutsche als geistiger Vater dieses Weltunternehmens, sowie Frankreich als Bauleiter durften mit dem weißen Stabe von dannen ziehen und sich in Marokko begegnen, nachdem sie noch zu Beginn ihrer Tätigkeit durch den Mund Palmer­stones als die größten Schwindler des Jahrhunderts hingestellt worden waren. Genau so niedrig wie die Gesinnung dieses Deutschen Baring, der für seine erbärmliche Handlung am deutschen und französischen Volk den TitelLord Cromer erhalten hat, ist das Verhalten jenes französischen Diplomaten, der für die Unterstützung Großbritanniens im Aufrücken zum Ministerpräsidentenposten die ihm vertrauensvoll in die Hand gegebenen Urkunden der ersten Gründergesellschaft des Kanalsjener Urkunden, die den untrüglichen Beweis liefern, daß Großbritannien kein Jota an Recht am Kanal hatin der Weise be­nützte, daß jeder Franzose ihm das Beiwortnational gesinnt ab­sprechen müßte, wenn er die Wahrheit erführe. Sein Name ist: Poincar6.

Großbritannien als der größte Gegner des Kanals, als einzige Macht, die zu den Eröffnungsfeierlichkeiten des Kanals keine Vertreter ent­sandt hatte, ist dessen Besitzer geworden und geblieben. Der gesamte europäische Verbrauch aus dem Osten wurde einigen wenigen briti­schen Kapitalisten zahlungspflichtig. Es steht beispiellos in der Wirtschaftsgeschichte da, daß Hunderte von Millionen Menschen gut­mütig, ohne jemals ein Wort des Widerspruchs gefunden zu haben, derartig unermeßliche Summen, wie sie für die Durchfahrt durch den Suezkanal eingezogen werden, jahrzehntelang an Personen auszahlen, die nicht einmal den Schein des Rechts für solchen Tribut geltend machen können.

Und wie war es nun bei der Bagdadbahn? Nachdem Wilhelm von Pressel unter Aufopferung seines gesamten Vermögens und seiner physischen Kraft die Pläne für eine wirtschaftliche Bagdadeisenbahn fertig gestellt und im Jahre 1888 vertrauensvoll in die Hand des Herrn von Siemens, Direktor der Deutschen Bank, gegeben hatte, verschwanden diese Pläne aus Deutschland, um im Jahre 1909 unter dem Schutze von Chester wieder aufzutauchen, ln der Zwischenzeit wurde die Bahnlinie dem eigentlichen türkischen Wirtschaftsgebiet immer mehr und mehr entrückt und schließlich mit dem Gelde der Deutschen Banken als eine lediglich im Sinne Englands liegende stra-