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Die wirtschaftspolitische Bedeutung des Suezkanals.
sendem Beifall aller Parteien erklärte der Schatzkanzler Hicks Beach am 19. X. 1898 im Oberhause, daß es den Franzosen unmöglich sei, auf vermeintlichen politischen Rechten in Faschoda zu behanen. England rüstete. Bittend wandte sich Delcass^e an Rußland, aber vergebens; Marchand mußte seinen Posten verlassen.
Nach den Erfahrungen von Faschoda erschien es nunmehr zweckmäßig, die Kräfte Rußlands zu binden, zumal der Berliner Kongreß von 1878 eine von England sehr unangenehm empfundene Auswirkung gehabt hatte. Das durch diesen Kongreß vom Wege nach Byzanz abgedrängte Zarenreich hatte sich auf Pfade begeben, die ein Engländer vom richtigen Schlage nicht gutheißen konnte. Hierher gehört der Bau der transsibirischen Eisenbahn und das außerordentliche Interesse Rußlands für Chinas Begebenheiten, die eine Bedrohung der „geschichtlichen Stellung“ Englands in Indien befürchten lassen mußten. Da eine Regierung, deren Staatsmänner sich ausschließlich durch den Verstand leiten lassen, darauf Bedacht nehmen muß, die Kräfte des eigenen Landes zu schonen und zur Austragung von Strittigkeiten zum eigenen Nutzen Andere zu suchen, so wurde es zu einer Selbstverständlichkeit, daß England in den nun folgenden Jahren (1898—1901) nach dem im 7jährigen Kriege geübten Vorbild Deutschland das militärische Bündnis anbot. Deutschland sollte gegen Rußland zu Felde ziehen, um Indien aus der möglichen Umfassung seitens Rußlands durch Schwächung der russischen Kräfte herauszuholen. Mit diesem Schlage Deutschlands sollte aber auch gleichzeitig der Franzose so weit gebracht werden, daß eine Rückkehr Marchands nach Aegypten unmöglich gemacht wurde. Hiermit durfte man rechnen, weil die Pariser Regierung in London zur Zeit des ostasiatischen Krieges erklärt hatte, daß Frankreich sich verpflichtet fühle, mit dem Augenblick Rußland zu Hilfe zu kommen, in dem England für Japan Kriegsmaterial lieferte.
Der Plan des älteren Chamberlain: aus Deutschland, England, den Vereinigten Staaten und möglicherweise Japan eine Koalition zu schaffen, war also ein ebenso gesunder Gedanke Englands, wie heute der des Völkerbundes. Überdies entspringen beide Pläne derselben Gedankenquelle: Indien für England zu sichern. Damals brachte die leitende deutsche Regierung soviel diplomatisches Verständnis auf, daß sie die Lage durchschaute. Sie sprach „Holsteins großes Nein.“ Und heute ? Man lese Dr. Eugen Fischer „Sachverständiger“