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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Die wirtschaftspolitische Bedeutung des Suezkanals.

suchte das Bagdadbahnunternehmen durch Entsendung von Wil- cocks finanziell lahm zu legen und setzte durch die Diplomatie der Gebrüder Buxton den Balkan in Flammen, um die Türkei in Asche zu legen. Die Armenier wurden zur inneren Zersetzung des osmanischen Reiches zusammen geholt und den Scheichs von Keit und Mohamme- rah wurde die Anzettelung einerRevolution um Basra bezahlt, damit derRuhestifter im Persischen Golf landen und den Schlüssel der Bagdadbahn im Empfang nehmen konnte.

Die schon geschichtlich gewordene Rolle eines Erbfeindes gegen Rußland und Frankreich vertauschte das Britenreich nunmehr mit der Rolle eines Freundes und Bundesgenossen. Die beginnende Einkreisungspolitik der Zentralmächte hatte den Vorteil, Frankreich von Aegypten, also von der Bedrohung des Suezkanals, und Rußland von der Bedrohung Indiens abzulenken und beiden Staaten eine an­dere Beschäftigung zu geben; gleichzeitig den germanischen Block soweit zu schwächen, daß man ihm die geplante und nahezu fertige Zufuhrstraße zwischen Europa und Indien über Kleinasien entreißen und die Befriedigung des europäischen Konsums wieder an sich nehm­men konnte.

So darf England als Ergebnis des Weltkrieges buchen: Die Siche­rung des Seeweges LondonBombay (gegen Frankreich), die Unter­bindung eines Weltverkehrs auf der großen geplanten und zum Teil fertiggestellten Eisenbahnlinie zwischen Europa und Indien, die Ein­kassierung sämtlicher wirtschaftlicher Erfolge, zu denen die Fest­landstaaten durch Befolgung der Grundsätze Friedrich Lists gekom­men waren, ferner Danzig und Calais und den in den Kolonien ange­legten physischen und finanziellen deutschen Kraftüberschuß. Es dürfte also von außerordentlicher Wichtigkeit seinselbstverständlich für Englanddaß die Festlandstaaten Kolonien bekommen, damit diese finanzielle und physische Kraft loswerden. Es wird auch für England vorteilhaft sein, daß die Festlandstaaten weiterhin eine recht ausgiebige antisemitische Propaganda betreiben, damit unter großbritannischem Protektorat ein recht starker und kultivierter Palästinastaat entstehen kann, der die Gebiete um den Suezkanal und um die Bagdadbahn, sowie um die Ölfelder des Persischen Golfes in englischem Sinne strategisch neutralisiert.

Mit Freuden werden in London auch alle jene Pressemeldungen be­grüßt, die den einzigen deutschfreundlichen amerikanischen Zentral­staat Mexico in seiner Würde herabsetzen, denn dort stößt von Nor-