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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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II, Der rote Faden.

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den her der nach Süden vordringende Einfluß Englands auf die Süd- Nordbewegung der lateinischen Kultur. Diese Tatsache sollte Grund genug sein, den dortigen Begebenheiten und deren literarischer Ein­kleidung Aufmerksamkeit zu schenken.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch Italien daran erinnern, daß man es seinerzeit nach Tripolis hinübergestoßen hat, um seine Mittel­meerpolitik auf den Gefrierpunkt zu bringen. Der Zweck der hierzu in London gegebenenErlaubnis war, durch diesen Raubzug den Haß der osmanischen Welt gegen den damaligen Dreibund hervorzu­rufen ; und ich will nicht vergessen, daß der berufsmäßige Friedens­vermittler diesen Raubzug damit belohnte, daß er das Honorar für die Friedensaktion in Gestalt des wichtigsten Hafens Sollum einhob und den Italienern den gänzlich wertlosen Platz von Tobruck über­ließ. So wurde England in die Lage versetzt, als wichtigen Schutz für den Suezkanal das Mittelmeer zwischen Zypern und der nordafri­kanischen Küste zu sperren. Da England im Jahre 1908 nach Auf­rollung der Kretafrage für seine hochherzige Vermittlung dieSudabay eingesteckt hatte, konnte man, nachdem auch die Italiener gepflückt waren, eigentlich das ganze Mittelmeer als britischeingehängt bezeichnen.

Soweit das Tatsächliche. Nun das Mutmaßlichei Das neue russi­sche Reich, das über ausgezeichnete Diplomaten verfügt, begnügt sich nicht mit Aktenbockstudien, vielmehr ist es bemüht, seine Maß­nahmen den bestehenden politischen und wirtschaftlichen Verhält­nissen anzupassen. Sein Hauptziel ist dabei eine absolute wirtschaft­liche und politische Unabhängigkeit zu schaffen als Grundlage jeder gesunden Politik, als einzige Stütze eines wahren Friedens.

In Verfolgung dieses Zieles hat das neue russische Reich Bündnisse geschlossen, die nahezu den gesamten Osten des europäisch-asia­tischen Festlandes umfassen. In ihnen sieht England eine Gefahr in sofern, als Indien die Möglichkeit für gekommen halten könnte, sich aus den britischen Sklavenketten zu befreien. Bezeichnend für diese Ansicht ist das WerkThe lost dominion. In Anlehnung an die bisher stets bewährten Muster erscheint es daher als eine Selbstver­ständlichkeit, daß Großbritannien eine Gruppe von Mächten zusam­menbaut, dieIndien befreien sollen, indem jene Mächte, durch die die Gefahr heraufbeschworen ist, zur Ohnmacht zerschlagen werden. Um nun eine solche Handlung derart durchzuführen, daß der Urheber seine bisher so einträgliche, menschenfreundliche Maske