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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Die wirtschattspolitische Bedeutung des Suezkanals.

eröffnet werden. Die Begleitumstände der Einweihungsfeier zeigten das letzte Aufflammen napoleonischer Pracht.

Als Lesseps durch diesen Scheinerfolg erheblich selbstbewußt geworden war und aus Anlaß der Öffnung des Kanals zum Herzog vonSuez ernannt werden wollte, sagte Napoleon lächelnd: Quel farceur! Eine Zeugin dieses Vorfalles war unter anderem die Gräfin Stefanie Tascher de la Paguerise. Nichts kennzeichnet mehr den Abenteurer, als diese Worte Napoleons, und nichts zeigt deutlicher, wem der Bau zu danken ist. Lesseps ist der Mann, der die auf gründliches Wissen und genaue technische Vorarbeiten auf­gebauten Pläne Negrellis an sich nahm, ohne jemals an eine Ver­gütung zu denken, der das Geld des französischen Rentners nahm, und damit unter dem politischen Schutz und Trutz seines Landes­herrn den Kanal erbaute und nach Fertigstellung der Arbeit dieses Kulturwerk, das der Verbilligung der europäisch-asiatischen Güter- frachtung dienen sollte, noch zu seinen Lebzeiten an Großbritannien ausgeliefert hat, um sich und seinen Erben das außerordentlich hohe Jahresgeld zu sichern.

Und Poincarö, dem dies alles genau bekannt ist, denn er war während zweier Jahre der Anwalt der Tochter Negrellis, hat seither jeden Versuch eines Angriffs auf diesen Verrat der französischen Volksinteressen im Keime erstickt, um dafür die Unterstützung Groß­britanniens für seinen politischen Aufstieg einzutauschen. Ebenso wie Poincar£, kennt auchBarthou, der frühere Vorsitzende der fran­zösischen Delegation der Reparationskommissionund kenntauch Jounart der frühere Minister des Äußeren die Tatsache, daß diese apokryphe Suezkanalgesellschaft auf tönernen Füßen ohne regel­rechte Konzession dasteht; und doch wurde der erstere Verwaltungs­rat und der letztere Präsident derGesellschaft Großbritanniens.

Ich würde es außerordentlich bedauern, wenn das französische Volk auf den Gedanken käme, daß ich von irgendeinem einzelstaat­lichen Standpunkte aus mich zu dem Vorstoß, den dieses Werk dar­stellt, bewogen fühle. Mein Beweggrund ist einzig und allein in über­staatlichen Gesamtvolksinteressen wirtschaftlicher Natur zu suchen und zu finden.

Um dieses zu erhärten, will ich durch teilweise Veröffentlichung der ursprünglichen Gründerliste noch zeigen, daß auch hier die betroffenen Interessen überstaatlicher Natur sind. Bevor ich aber die echte Gründerliste bespreche, muß ich auf jene beiden Listen