Dokument 
Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
3
Einzelbild herunterladen

Allgemeines für Orient-Reisende. 3 !

zeit bis zur Abfahrt des Dampfers nach Alexandrien auf einige Tage Venedig und gehe dann über Korfu nach Aegypten. Dort bleibe man, von Kairo Ausflüge nach den ersten Pyramiden und nach Suez ma­chend, drei bis vier Wochen (wer die Stromfahrt nach Theben und bis zum ersten Katarakt dos Nil hinzufügen will, bedarf im günstig­sten Palle sechs Wochen mehr) und reise dann entweder durch die Wüste nach Jerusalem oder zur See nach Jaffa und von dort nach der heiligen Stadt. Hier und in Palästina überhaupt sich vierzehn Tage aufzuhalten, genügt, um alle merkwürdigen Orte und Gegen­stände des Landes in Augenschein zu nehmen. Dann kehre man ent­weder nach Jaffa zurück, um mit dem Dampfer nach Beyrut und von dort nach Damaskus zu reisen, oder man begebe sich auf dem Land­wege nach Damaskus, gehe von dort nach Beyrut und von da über Cypern und llhodus nach Smyrna. Von Smyrna aus besuche man die interessantesten Punkte der Nachbarschaft, schiffe sich dann nach Griechenland ein, mache von Athen drei bis vier Wochen hindurch Touren nach dem Norden und Morea, begebe sich hierauf vom Piräus nach den jonischen Inseln und fahre von da direct nach Konstantino­pel. Von hier lassen sich Ausflüge nach Salonik und dem Athos, sowie nach Trapezunt machen. Dann mag man sich nach der Sulinamündung begeben und von dort die Donau hinauf nach Wien zurückkehren.

Die Kosten einer solchen Reise hängen begreiflicher Weise von dem Style ab, in welchem man dieselbe unternimmt. Etwas Bestimmtes lässt sich somit darüber nicht mittheilen: doch mag bemerkt werden, dass dieselben für den, der sich einzuschränken weiss, im Durchschnitt 10 Gulden Ö. W. auf den Tag nicht übersteigen. Für die in Gesell­schaft Reisenden, sowie für solche, welche der Landesprachen kundig sind und sich längere Zeit an einem und demselben Orte aufhalten, wird sich die Rechnung noch etwas niedriger stellen. Im Allgemeinen dürfte feststehen, dass für die zuletzt bezeichnete sechsmonatliche Tour (mit Einschluss der Fahrpreise auf den Lloyddampfern) 2100 bis 2250 Gulden 0. W. oder 1400 bis 1500 proussisclie Thaler genügen, dies aber auch der niedrigste, nur für Sparsame ausreichende Satz ist.

Auch in Betreff der Ausrüstung für eine Reise in den Orient lassen sich allgemein gütige Regeln nicht aufstellen. Der Gelehrte wird sich mit zahlreichen Büchern, der Bequeme mit einer Menge von Gegenständen beladen müssen, die ihm an das Herz gewachsen sind. Derjenige, welcher sich vor Entbehrungen nicht scheut, wird i wohl thuu, so wenig wie möglich von Gepäck mitzunehmen. Derselbe j versehe sich mit soviel Wäsche, um wenigstens drei Wochen auszu- 1 reichen, ohne waschen lassen zu müssen, mit zwei Anzügen, einem I feinen, um Besuche bei Consuln und Paschas machen zu können, und I einem möglichst starken, ferner mit waschledernen Unterbeinkleidern und einem wollenen Hemd, das unmittelbar über der Haut getragen j werden muss, endlich mit rindslcdernen Stiefeln und einem breitran-; digen Hute, um den man sich in den heissen Monaten ein weisses Tuch nähen lässt. Die Stiefel lasse man bei langem Reisen ungewichst,

*