Allgemeines für Orient-Beisende. 7
Ueber die Sprachen des Orients wird später das Nothwendigste bemerkt werden. Die Verbreitetstep sind das Arabische, das Türkische und das Neugriechische. Wer sie alle versteht, wird natürlich am Billigsten, Sichersten und Bequemsten reisen und den reichsten Gewinn an Erfahrung, das beste Bild des Volkslebens mit heimbringen. Von dem gewöhnlichen Reisenden ist eine solche Kenntniss nicht zu erwarten. Dieser wird sich mit dem Italienischen bekannt machen müssen, der Sprache, welche von den Sprachen des Abendlandes in der Levante am ausgebreitetsten ist. Wer nicht Italienisch kann, wird sich in den Küstenstädten mit Französisch und Englisch durchhelfen können; für alle Ausflüge in das Innere muss ein Dragoman genommen werden, über dessen Wahl und dessen Leistungen weiter unten alles Erforderliche zu sagen sein wird.
Das kostbarste Gut, welches der Reisende auf seiner Tour mit sich führt, ist seine Gesundheit. Es ist zugleich dasjenige, welches von allen am meisten bedroht ist, und so nehmen Regeln zum Schutze desselben unter allen Rathschlägen, die hier zu ertheilen sind, die oberste Stelle ein. Was auch der Plan des Reisenden ist, wohin immer er seine Schritte lenken möge im Morgenlande, stets sollte er die Nothwendigkeit im Auge behalten, sich vor allen irgend bekannten Ursachen von Krankheiten der Länder zu hüten, wo ärztliche Hilfe in der Regel schwer und fast nie zu rechter Zeit zu erlangen ist. Zu diesem Zwecke merke und beachte man folgende Grundregeln:
1. Dass wir in heissen Klimaten nicht in der Weisq essen und trinken und nicht in dem Grade Strapatzen ertragen können, wie in der nördlichen Heimath.
2. Dass die Gemüthsruhe in diesen Ländern directen Einfluss auf die Kraft und Gesundheit der in ihnen lebenden Fremden ausübt, und dass die Geisteskräfte und die Verdauungsfunktionen in dem Maasse dieses Einflusses in Wechselwirkung zu einander stehen.
3. Dass man in Betreff der Diät, der Bewegung und der für Mahlzeit, Ruhe und Geschäfte festgesetzten Stunden des Tages sich nach Möglichkeit an das halten muss, was unter den Eingeb ornen der Länder, welche man besucht, als Regel gilt.
4. Dass in allen heissen Ländern der Körper zu seiner Erhaltung weniger Speise und namentlich weniger animalische Nahrung bedarf, als in der kalten Zone.
5. Dass der Reisende, welcher Wein oder Bier massig geniesst, wohl thut, dass er aber noch besser thut, sich des Genusses von beiden ganz zu enthalten, wenn er nicht sicher ist, sich massigen zu können.
6. Dass, was in kalten Ländern im Bereiche der Massigkeit ist, in heissen oft schon masslose Ausschweifung genannt werden muss.
7. Dass in Betreff der Diät für solche Länder keine allgemeinen und unabänderlichen Regeln gelten, sondern jeder nach seiner Körperbeschaffenheit geniessen oder enthaltsam sein muss.
8. Dass manche Dinge, die in dem einen Landstriche gesund sind, in dem andern als schädlich vermieden werden müssen.