Allgemeines für Orient-Reisende.
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könnten, sondern weil sie Vorsiclitsinassregeln erfordern, welche ein ! Fremder nicht kennt. Allen und jeden, ausgenommen allein die, wel- ! che stark und kräftig, akklimatisirt und vollkommen frei von allen Unterleibsbeschwerdeu sind, müssen solche Bäder schädlich sein. Es sind mehr Fälle von verhängnissvollen Folgen kalter Bäder in heissen Ländern aufzuzählen, als die Hydropatheil glauben mögen.
Andere Gesundheitsregeln für lleiseude im Orient sind nachstehende :
Man trage in allen Jahreszeiten und bei allem Wetter ein ; Flanellhemd auf der blossen Haut; es wird dom daran nicht Gewöhnten zu Anfang sehr unbehaglich sein, aber vor Erkältung besser als alles Andere schützen. Man suche sich, während man schwitzt oder dem Winde ausgesetzt ist, niemals dadurch Kühlung zu verschaffen, dass man irgend welchen Theil der Kleidung ablegt. Man nehme sich in Acht, des Nachts in freier Luft zu sitzen, wenn der Tliau fällt. Man schlafe, wo üies zu vermeiden, nie in Zimmern, deren Fenster offen stehen. Man gebe (wenigstens in den Sommermonaten) jeden Gedanken an die Freuden der Jagd in diesen Ländern auf, da Durchnäs- sung und Sonnenbrand in den Gebüschen und Marschgründen, in denen das Wild haust, schon Vielen den Tod gebracht haben. Man , reise nur im Nothfall in der Zwischenzeit zwischen Sonnenuntergang j und Aufgang. Man setze sich, wenn dies nicht durch die Verhältnisse 1 geboten ist, nie in nassen Kleidern nieder. Man nehme seine Wohnung niemals auf längere Zeit in einem Hause, das in der Nähe eines Ufers, auf dem Ebbe und Flutli wechseln, oder hart bei morastigen Stellen liegt. Man beschäftige den Geist während der Mahlzeiten nicht mit ernsten Gedanken. Man widme nur ausnahmsweise die zum Schlafen bestimmte Zeit dem Studium oder dem Umgang mit Freunden. Man ; mache, wenn man sich an einem Orte länger aufhält, täglich ent- j weder zu Fuss oder zu Pferde Bewegung und wähle dazu die Stunden | von 5 bis 7 Uhr Morgens oder von 6 bis 8 Uhr Abends. Man hüte ; sieb, im Zuge sitzen oder stehen zu bleiben. Man quäle sich nicht mit Gedanken a.n kommende Uebel, berechne nicht, welche Schwierigkeiten sich möglicherweise auf dem Wege einstellen können, sondern halte sich einfach an das Wahrscheinliche, folge der Bahn, die man gewählt, mit frischem Muthe und lasse das Gespenst der atra cura denen sich [ auf den Sattel setzen, welche es nicht zu bannen im Stande sind. Man blicke der Gefahr, wo sie nicht zu umgehen ist. ruhig ins Auge und sei in Krankheiten entschlossen, sich von ihnen nicht unterwerfen zu lassen, sondern sie zu besiegen.
Letzteres gilt namentlich von der Seekrankheit, der wenige entgehen, welche auf dem Mittelmeere oder auf dem Pontus zu fahren genöthigt sind. Sie ist nichts weniger als gefährlich, niemals tödtlich, aber vielleicht die unangenehmste und am meisten zu Verzweiflung und Lebensüberdruss stimmende unter allen leichtern Krankheiten. Das beste Mittel gegen sie ist, dass man so lange als möglich an der freien Luft bleibt und der Krankheit, wenn sie sich trotzdem einstellt und