10 Allgemeines für Orient-Reisende.
uns einreden will, sie sei ein ernstliches Uebel, keinen Glauben beimisst.
Ernster hat man es mit den Fiebern, namentlich den Wechselfiebern zu nehmen, und mit der bösen Fee Malaria, deren Kinder sie sind. Dieses feine Gift ist nicht blos über die Urwälder der westlichen Tropenwelt, sondern sehr stark auch über verschiedene Striche des Orients und zwar gerade über die schönsten Landschaften ausgegossen. Es zerstört die menschliche Gesundheit und raubt das Leben vielleicht mehr als irgend eine andere schädliche Substanz. Bekannt nur durch seine schädlichen Wirkungen, ist dieser unsichtbare, heimtückische Feind unsres Geschlechts von der Heilwissenschaft bis in seine Schlupfwinkel verfolgt und wenigstens nach einigen seiner Gewohnheiten beobachtet worden. Man weiss, dass er vorzüglich in sumpfigen Niederungen und in Waklthälern und deren Nachbarschaft wohnt, wo grosse Massen vegetabilischen Stoffes faulen. Man weiss ferner, dass die Malaria des Nachts gefährlicher als am Tage und besonders gefährlich im Herbste ist, und dass zu grosse Anstrengung, Nachtwachen und jeder schwächende Genuss Dinge sind, welche den Körper ihrem Einfluss zugänglicher machen. Bekanntlich ist Chinin das beste Heilmittel gegen das Fieber, welches sie bringt, und so sollte kein Reisender, der den Orient besucht, ohne ein Fläschchen mit Chininpillen und ohne Anweisung von seinem Arzte, wie sie zu gebrauchen, sich auf den Weg begeben.
In Griechenlmul sind der August und die erste Hälfte des September die ungesundesten Zeiten dos Jahres, dann herrschen fast überall, und namentlich in den sumpfigen Gegenden, sowie in der Nähe von Seen allerlei Fieber, denen viele Eingeborene und Fremde zum Opfer fallen. Muss man sich in dieser Jahreszeit dort aufhalten, so nehme man sich in Acht, nicht in freier Luft oder bei offnen F’en- stern zu schlafen, sich um die Mittagszeit nicht den Strahlen der Sonne auszusetzen, sich im Essen und Trinken nicht zu übernehmen, keine rohen Pflanzenspeisen, keine Gurken, Melonen, Salate und kein Obst zu gemessen. Die Fülle von Obst, welche das Land hervorbringt, ist eine grosse Versuchung für Fremde, aber nichts ist gefährlicher, als dieser Versuchung nachzugeben. Die Hauptursachen der grossen Sterblichkeit unter den bayerischen Truppen, die mit König Otto nach Griechenland kamen, war die Gier, mit welcher dieselben von dem Obste des Landes assen und sich dem Genüsse des Weines überliessen.
Aegypten hat sehr wenige Krankheiten, ja Its wird bekanntlich die Gegend von Kairo für Brustkranke als Aufenthaltsort empfohlen. Fieber sind äusserst selten, ausgenommen in der Nachbarschaft von Alexandrien, Damiette und einigen anderen Orten am Ausfluss des Nil. Als die einzigen Krankheiten, welchen Fremde im Innern ausgesetzt sind, können Diarrhöen, Dysenterie und Ophthalmie genannt werden. Hinsichtlich der beiden erstgenannten verschaffe man sich Verhaltungsregeln bei einem der europäischen Aerzte, die sich in Alexandrien und Kairo niedergelassen haben und unter denen sich mehre Deutsche