Allgemeines für Orient-Reisende. n
befinden. In Betreff der Ophthalmie (Augenentzündung) kann man sich in den meisten Fällen selbst helfen. Stellt sich eine leichte Entzündung ein, so bade man das Auge mit Rosenvvasser oder Weingeist; im letzteren Falle natürlich so, dass das Auge festgeschlossen und nur das Lid benetzt wird. Oft thut schon warmes Wasser oder der Dampf von kochendem dieselben Dienste. Endlich wird auch ein fleissiges Waschen mit einem lauen Absud von Mohnköpfen empfohlen.
Die Ursache der Ophthalmie ist häufig in dem feinen Sand der Wüste gesucht worden. Das ist ein Irrthum. Augenentzündungen sind in der Wüste unbekannt, sie müssten denn aus dem Nilthale dorthin gebracht worden sein, und sie hören schon nach zwei bis drei Tagen auf, wenn der Kranke nach diesen trocknen Strichen kommt. Wir behaupten damit nicht, dass in die Augen gewehter Sand oder ein sehr starkes Sonnenlicht, zurückprallend von dem dürren kahlen Erdboden, dem Auge nicht schaden könnte; Staub und Sonnenschein auf Schnee- j flächen bringen ja dieselbe Wirkung in andern Gegenden hervor; allein i in Aegypten ist die eigentliche Ursache der Augenkrankheiten ander- ! wärts zu suchen. Sie liegt in dem Wechsel zwischen ausserordentlicher ! Trockenheit und Feuchtigkeit, der hier stattfindet. Aegypten hat vielleicht das trockenste Klima von der Welt, aber der Unterschied zwischen der fast stets trockenen Atmosphäre und den feuchten Ausdünstungen des Flusses, sowie der engen und der Kühlung halber stets besprengten Strassen Kairo’s und andrer Städte ist so gross, dass das Auge leicht davon angegriffen wird, vorzüglich wenn es in dem em- j pfänglichen Zustande ist, in welchen es durch die fühlbare und unfühl- ; bare Transpiration versetzt wird, welcher die Haut unterworfen ist. So i kommt es, dass während der Ueberschwemmungen des Nil, wo jene i Ausdünstungen am stärksten sind, die Ophthalmie am häufigsten beobachtet wird. Die Thatsache, dass die Krankheit sich sofort vermindert und nach wenigen Tagen ganz aufhört, wenn der Leidende in die Wüste geht, bestätigt diese Meinung. Sehr rathsam ist es, sich vor feuchtem Luftzuge in Acht zu nehmen, und wenn man genötliigt ist, des Nachts aus einem warmen Gemache oder der Kajüte eines Nilbootes zu gehen, sich Stirn und Augen, nachdem man sich vorher den Schweiss abgetrocknet, mit etwas kaltem Wasser zu waschen, wodurch die Transpiration beim Hinaustreten vor plötzlicher Unterbrechung bewahrt und das Auge auf den Temperaturwechsel vorbereitet wird.
Ueber die Pest ausführlich zu sprechen, ist unnöthig. Jedermann wird sich hüten, nach Aegypten oder Syrien zu gehen, wenn sie dort wütliet. Jedermann wird sich sofort aus dem Lande entfernen, wenn sich Fälle der Krankheit zeigen. Kann er letzteres nicht ermöglichen, so begebe er sich nach Oberägypten oder halte gleich den andern Europäern in Lande Quarantäne, ln Alexandrien kommen Pestfälle selten in der Zeit zwischen September und Anfang Februar vor und das nur : in manchen Jahren. In Kairo ist man von Ende Juni bis Ende März ganz sicher. Im grossen Maassstabe tritt die Pest nur alle zehn bis zwölf Jahre auf. Man fürchtet sie übrigens bei Weitem nicht mehr so