" -V
Geschichtliches. 29
| Die gewonnene Macht wurde von Meheincd Ali geschickt nach
: Aussen verwendet. Ein Feldzug seines Adoptivsohns Ibrahim Pascha unterwarf 1816 ganz Arabien, Nubien, Seimaar und Kordofan. Sodann schritt er zu Gunsten der Pforte im Kampfe gegen Griechenland ein. > Endlich wendete er seine Waffen gegen den Sultan selbst und versuchte, i ihm Syrien zu entreissen und wo möglich ein unabhängiges Reich zu stiften, dessen Mittelpunkt Aegypten sein sollte. Die Eroberung Syriens gelang im Jahre 183 i, indess nöthigte die Einmischung der europäischen Mächte den Pascha zum Frieden von Kiutahia (1833), in dem | sich Mehemed Ali mit der blossen Statthalterschaft über Syrien be- i gnügen musste. 1839 brach der Kampf nochmals aus, die Türken ; wurden von den Aegyptern unter Ibrahim Pascha wieder geschlagen, die türkische Flotte ging über und schon bedrohte Ibrahim Pascha Konstantinopel, als die europäischen Mächte abermals zu Gunsten der Pforte einschritten und Mehemed Ali zur Unterwerfung zwangen.
Nach dem damals abgeschlossenen Vertrage ist das Verhältniss des Lehnstaats Aegypten zur Pforte folgendes: den männlichen Nachkommen Mehemed Alis ist nach dem Rechte der Erstgeburt die erbliche Herrschaft über Aegypten und die Lander des obern Nil zugesichert, sie haben den Titel Vicckönig, damit aber kein Vorrecht vor den übrigen Veziren des Reichs.
Indessen hat der jetzige Vice-Kiinig Ismail Pascha es bei der Pforte durch Zahlung ungeheurer Summen dahin gebracht, dass die Erbfolge abgeändert, und ihm zugestanden wurde, den Thron direct auf seinen ältesten Sohn zu vererben. Ks bleibt abzuwarten, ob dieses durchsetzbar ist.
Die Verträge der Pforte mit andern Mächten haben auch für Aegypten Geltung. Die Administrativgesetze des Landes sollen sich an die des übrigen Reichs anschliessen. Die Abgaben werden im Namen und mit Zustimmung des Sultans erhoben. Der jährliche Tribut an die Pforte soll pünktlich abgeliefert werden, das ägyptische Münzwesen sich nach dem türkischen richten. Das ägyptische Heer soll für den innern Dienst nicht mehr als 18,000 Mann zählen und die Vermehrung desselben sowie der Flotte kann nur mit Bewilligung des Sultans geschehen. Der Vicekönig ernennt seine Offiziere mir bis zum Obersten, der Sultan wählt die hohem Befehlshaber.
Nach diesem Schlage wandte sich die Sorge Mehemed Ali's mehr auf das Innere, doch blieb es bei der alten Aussaugung und Bedrückung. Mehemed Ali verfiel, vom Alter gebeugt, 1847 in bedenkliche Geisteszerrüttung. so dass Ibrahim Pascha von der Pforte zu seinem Nachfolger ernannt werden musste. Derselbe starb indess wenige Monate nach seiner Ernennung und noch vor seinem Adoptivvater.
I Auf ihn folgte der leibliche Enkel Mehemed Alis, Abbas Pascha, der i durch verschiedene löbliche Massregeln die Last des Landes zu erleichtern suchte. Auch er ging nach kurzer Zeit mit Tode ab und ihm folgte Said Pascha, der ebenfalls Manches gethan hat. um den drii- j ckendsten Beschwerden cinigermassen abzuhelfen.
f
ft
ä