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Beligion.
Nach dem unverhofft schnellen Abloben Said Paschas im Jahre 1803 gelangte der gegenwärtige Vicekönig Ismail Pascha, ein Sohn Ibrahim Paschas, zur Regierung' und liess es den Vertretern der europäischen Mächte gegenüber nicht an den glänzendsten Versprechungen fehlen.
In der Tliat nähert er sich auch mehr den europäischen Sitten als alle seine Vorgänger und hat Bedeutendes für die Verschönerung seines Landes getlian , Gasbeleuchtung und Wasserleitung eingeführt, Schulen und Bildungsanstalten errichtet und grossartige Bauten unternommen. Er strebt dahin, die Hauptstädte seines Reiches, Alexan- , drien und Kairo, mit europäischer Kultur zu versehen. Bereits bestehen | Theater, Circus, Pferderennen u. s. w. Aber er hat auch nach und nach fast den ganzen Handel Aegyptens monopolisirt und ist auf dem I besten Wege, durch Bedrückungen aller Art der einzige Grundbesitzer des Landes zu werden. Er hat nach dem Ausbruche einer Seuche j seine Fellahs nicht nur gezwungen, anderes Vieh um theuern Preis | von ihm zu kaufen, sondern zwingt sie auch zu schweren Frohndien- sten. Der durch den amerikanischen Krieg zu hohem Flor gelangte I Baumwollhandel, die zum inländischen Fabriksbetrieb nötliige Stein- j kohle, der Bau und die Bearbeitung des Zuckerrohrs, kurz der ganze I Handel Aegyptens liegt in seiner Hand. In der letzten Zeit scheint ; der Khedive das ihm drückende Abhängigkeits-Verhültniss um jeden Preis lösen zu wollen.
! Wir kehren jetzt in die alte Zeit zurück und schildern von dem '
Leben der Aegypter in der Pharaonenzeit das, was zum Verständnisse i der Denkmäler das Wichtigste ist, die Religion. Anderes musste wegen Mangels an Raum wegbleiben oder wird später bei der Schilde- i rung dieser Monumente Platz finden.
Die Religion der Aegypter hatte zwei Hauptmomente, Sonnendienst und das Leben nach dem Tode. Das System, in welches sie, die in Oberägypten vielfach anders sich gestaltete als in Unterägypten, von den Priestern gefasst wurde, hatte zwei Götterkreise, von denen der erste die Hauptgottheiten, der zweite die Götter in sich begriff, deren Cultus weniger verbreitet war.
Nach der Lehre der Priester von Memphis war der Lichtgott ; Ptali der oberste Gott, ihm folgte der Sonnengott Ra oder Re und j dessen Kinder Ma und Tefnet, dann der Himmelsgott Sebund, die Göttin Nutpe, Osiris und Tsis, Typhon (Set) und Nepti, Horos und ; Hatlior.
Die thebanische Lehre dagegen stellt den Amun an die Spitze statt des Ptah, an der Stelle des Re stehen hier die beiden oberägyptischeu Sonnengötter Mentu und Atmu, und indem noch der kvokodilköpfige Gott Savak hinzugefügt wurde, hatte man hier neun grosse Gottheiten.
Diesen folgten in beiden Systemen zwölf kleine Götter, Thot, der Gott der Buchstaben, an ihrer Spitze, dann dreissig Halbgötter und Genien.’
Die Verehrung des Sonnengottes war der älteste und verbreitetste Cultus. Derselbe, Ra oder mit dem Artikel Phra, erscheint auf