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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Hyksos zu grosser Bedeutung. Um ihn zum höchsten Gotte ganz Aegyptens zu machen, verschmolz man ihn mit dein Sonnengotte Ba j oder Ee. Dieser war, wie bemerkt, bis dahin in Oberägypten nicht verehrt worden; an seiner Stelle hatte man hier zwei Götter. Mentu,

die aufgehende, und Atmu, die untergehende, unterweltliche Sonne.

Neben Amun wurde in Oberägypten vorzüglich der widderkö­pfige Gott Kneph angebetet. Ihm war der Widder als Symbol kräftiger Zeugung geheiligt. Die Farbe Knephs ist auf den Denkmälern gewöhn­lich grün, und er heisst auf den Inschriften .Herr der Ueberschwem- mungen. Auch dieser Gott wurde später mit Amun zu einer Gestalt verbunden, um Amuns Wesen und Bedeutung zu erhöhen. In | dieser Verbindung wird Amun dann mit dem Widderkopfe oder Wid- derhörnem dargestellt. So wurde er unter Andern! in der Oase Siwah verehrt.

Ausserdem hatte man einen Kriegsgott Onuris und in Ombos einen Gott Sawak, dem das Krokodil heilig war, zu Chemmis einen phallischen Gott Chem, welchen die Griechen mit ihrem Pan ver­glichen u. a. m. Unter den hier verehrten Göttinnen tritt die Mut besonders hervor, welche dem Amun als mütterliches, empfangendes Princip an die Seite gestellt wurde. Die Monumente zeigen sie mit j der hohen Königsmütze von Oberägypten bedeckt. Ihr heiliges Thier ist der Geier, und so erscheint sie oft mit dem Geierbalg auf dem

Haupte, ja nur als Geier dargestellt. I

Von den zahlreichen Göttern untergeordneter Art heben wir nur i den Gott des Mondes, Chonso, und den himmlischen Schreiber Tliot hervor. Letzterer erscheint oft mit dem Kopfe des Ibis, des ihm geheiligten Thieres. Kr trägt auf allen Darstellungen die Schreibtafel, den Grilfel oder den Palmenzweig in der Hand, in welchen er die Wiederkehr der Feste u. a. verzeichnet.

Da die sichere aufgeschriebene Wissenschaft nicht irrt und so vor Unrecht schützt, so ist Thot auch ein Gott der Gerechtigkeit und trägt deren Zeichen, zwei Straussfedern, auf dem Kopfe. Da er fer­ner die Zeiten aufschreibt und damit regelt, so hat er auch eine Be­ziehung zum Monde und wird gleichbedeutend mit dem Mondgott. Da er endlich den Menschen durch Aufschreiben des Willens der Götter deren Gebote verkündet hat, so nimmt er Tlieil an der Prüfung der ;

Todten in der Unterwelt. In beiden letzteren Beziehungen wird er j

nicht mit dem Kopf des Ibis, sondern mit dem des Hundsaften dar- !

gestellt. !

Neuer, aber in späterer Zeit allgemeiner verbreitet war die j Verehrung des Osiris und der Isis. Der Gott und die Göttin des ^

Himmelsraums, Seb und Nutpe erzeugten, so heisst es, den Osiris und die Isis und den bösen Typhon und die Nebti. Segensreich walteten Osiris und Isis über Aegypten, bis Typhon den erstercn erschlug und

die Leiche ins Meer warf. Isis suchte den Bruder und Gatten lange

in der ganzen Welt, bis sie ihn endlich fand und bestattete. Aber Horus, der Sohn beider, der inzwischen herangewachsen, kämpfte mit

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