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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
51
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Firmane Dragomane. 51

Die Landessprache in Aegypten ist die arabische, und zwar ein Dialekt derselben, welcher von der Schriftsprache erheblich abweicht. Koptisch wird gegenwärtig von keinem Bewohner des Landes mehr geredet. Für den, der es nicht auf ein gründliches Studium von Land und Volk abgesehen hat, ist die Kenntniss des Arabischen nicht erfor­derlich. Er wird in Alexandrien und Kairo selten und dann nur auf kurze Zeit in Verlegenheit kommen, wenn er ausser dem Deutschen Französisch oder Englisch, und noch seltener, wenn er Italienisch spricht.

Ein kleines arabisches Lexikon einzuflechten, wie dies ältere Reiseführer gethan haben, halten wir für unzweckmässig. Der, welcher zum Vergnügen reist, mag sich nicht mit Auswendiglernen von trock­nen Worten befassen, und dem, welchen sein Reisezweck nötliigt, sich die Landessprache anzueignen, ist mit einigen hundert Worten und einigen Dutzend Redensarten nicht gedient. Der letztere wird vor seiner Abreise die arabische Grammatik und im Lande selbst die Conversation sich geläufig machen, der erstere sich, sobald er von Alexandrien ins Innere aufbricht, auf dem Consulat oder im Gasthofe nach einem tüchtigen Dragoman erkundigen müssen, der zugleich als Dolmetscher und Bedienter fungirt.

An diesen ist kein Mangel, sie kommen schon auf das Schift, um dem Reisenden ihre Dienste anzubieten, melden sich bei ihm im Gasthofe und dringen sich ihm so lange auf, bis er seine Wahl ge­troffen hat. Man muss aber bei dieser sehr vorsichtig sein und nur die wählen, welche gute Empfehlungen aufweisen können. In Kleinig­keiten wird man bei den Einkäufen, die sie zu besorgen haben, stets betrogen werden, und man hat von Glück zu sagen, wenn man einen einigermassen ehrlichen Burschen bekommt. Im übelsten Rufe stehen die Malteser.

Dragomane, welche geläufig Englisch, Französisch und Italienisch sprechen, bekommen 910, die geschicktesten und mit besondern Em­pfehlungen versehenen verlangen selbst 12 Pf. St. nebst freier Station. Dies ist eine sehr beträchtliche Ausgabe, die indess dadurch vermin­dert werden kann, dass der Reisende mit Andern in Gesellschaft einen Dragoman nimmt, wozu sich immer Gelegenheit findet.

Die Post für Briefe ist in Aegypten gut geregelt.

In Alexandrien treffen jeden Freitag die Lloyddampfer ein und gehen, wenn die indische Post nicht länger ausbleibt, jeden Samstag nach Triest ab. Zur Francatur ist der Absender nicht genöthigt, da­gegen schreibe er auf das Couvertvia Trieste, da der Brief sonst mit den französischen Postschiffen abgehen kann. In Kairo ist rin europäisches und ein arabisches Postbureau. Ersteres befördert Briefe nach Europa, die bis Alexandrien freigemacht und mit französischer oder italienischer Adresse versehen werden müssen, letzteres besorgt den Briefverkehr im Innern des Landes, und zwar bis nach Kartum.

Nach dem Reglement von 1866 für den Postdien3t im Innern Aegyptens zahlt ein Brief von 10 Grammen 1, einer von 1020 Gr. 2