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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Krankheiten.

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sich demungeachtet ein, so lasse man bei Tische den Iiotliwein weg. Für hartnäckige Fälle versehe man sich mit Bittersalz, welches in den italienischen Apotheken zu Alexandrien und Kairo unter dem Namen Sale amaro zu haben ist.

Gegen Diarrhöen, die hier sehr leicht einen bösartigen Cha­rakter aunchmen, sichert man sich dadurch, dass man den Unterleib warm hält und zu diesem Ende einen breiten seidenen oder wollenen Gürtel trägt oder auf den blossen Leib ein Flanellhemd zieht. Stellen sich trotzdem Zeichen der Krankheit ein, so lasse man sich einen Trank aus 2 Speiselöffeln von Arrowroot und 12 Theelöffeln von Gummi arabicum bereiten, der rechtzeitig genossen sicher Abhülfe schafft. Gegen Anfälle von Dysenterie (rothe Ruhr) nehme man Castoröl oder Sennesblätterthee, suche danu rasch den Rath europäischer Aerzte und nehme sich inzwischen vor allem Genuss von Fleischspeisen in Acht.

Die Ursache der in Aegypten auffallend häufigen Aucjenkrank- heiten (man erblickt fast eben so viele Blinde und Einäugige als Leute mit gesunden Augen) ist von einigen in dem feinen Sande gesucht worden, welchen der Wind aus der Wüste her zuweht. Andere bezeich­nen dies als einen Irrthum und wie es scheint mit Recht. Augenent­zündungen sind in der Wüste fast ganz unbekannt, und wenn sie dort angetroffen werden, so sind sie aus dem Nilthale dahin gebracht worden, ja es wird von wohlunterrichteter Seite behauptet, dass sie nach zwei bis drei Tagen sich bessern, wenn der Leidende sich nach den hoch­gelegenen, völlig trockenen Strichen zu beiden Seiten des Stromtha^s begibt. Es wird damit nicht behauptet, dass in die Augen gewehter Sand und sehr starkes Sonnenlicht, welches von dürren, kahlen Flächen zurückprallt, dem Auge nicht schaden könne. Staub und Sonnenschein auf Schneeflächen bringen ja in andern Gegenden dieselbej Erscheinung hervor. Allein in Aegypten ist die Ursache der Ophthalmie, die be­kanntlich zuweilen contagiös auftritt, anderswo zu suchen. Sie liegt in dem Wechsel zwischen ausserordentlicher Trockenheit und Feuchtig­keit, der hier besonders zu manchen Jahreszeiten stattfindet. Aegypten hat, wie bemerkt, ein äusserst trockenes Klima, aber der Unterschied zwischen der fast dunstlosen Atmosphäre und den feuchten Ausdün­stungen des Flusses sowie der engen und der Kühlung halber stets mit Wasser besprengten Strassen Kairos und anderer Städte ist so gross, dass das Auge leicht davon angegriffen wird, vorzüglich wenn es in dem empfänglichen Zustande ist. in welchen es durch die fühl­bare und unfühlbare Transspiration versetzt wird, der die Haut unauf­hörlich unterworfen ist. So kommt es. dass während der Ueberschwem- mungen des Nil (September und die erste Hälfte des October), wo jene Ausdünstungen am stärksten und die Wirkungen der Sonnen­strahlen noch sehr fühlbar sind, die Krankheit am häufigsten beob­achtet wird.

Man entgeht ihr in dieser gefährlichsten Zeit dadurch, dass man sich vor jedem feuchten Luftzuge in Acht nimmt und, wenn man