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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
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lit Alexandrien.

heiligen Markus stand. In letzterer war der Sitz des Patriarchen, und die Legende liess sie auf der Stätte stehen, wo jener Apostel den Tod erlitt. Die Kirche wurde von Melek Kl Kamel 1219 zerstört, als die Kreuzfahrer Damiette belagerten und auch Alexandrien mit einem An­griff bedrohten. Die andere grössere Moschee ist die nach Athanasius benannte, welche vermuthlicn ebenfalls einst eine Kirche war. Von den Klöstern ist das der Kopten zu bemerken, wo der Leichnam des Markus gezeigt wird, der indess nach Andern im Mittelalter von den Venetianern nach ihrer Stadt entführt wurde.

Das Klima Alexandriens ist durchaus nicht ungesund zu nennen, jedoch muss man sich sehr vor Erkältung hüten. Während Cairo eine gleiclunässige Temperatur und trockene Hitze hat, wird man in Alexan­drien sehr unangenehm berührt durch den grossen Unterschied in der Temperatur, die während des Tages herrscht und welche gegen Abend, bei Sonnenuntergang, und durch die feuchte Meeresluft erzeugt wird; und kann man sich allerdings, wenn man (was so häufig geschieht), vom | Gehen echauffirt, sich in den Kaffeehäusern am Meeresufer niedersetzt, j leicht bösartige Fieber, Dyssenterie und zumal Augenübel.zuziehen.

Im Uebrigen liât Alexandrien ganz das Aeussere und den An­strich einer europäischen Stadt angenommen und im Laufe der letzten Jahre erhalten. Man findet sehr elegante Läden, in denen man Alles, was nur europäisches Comfort kennt, erhalten kann; es besitzt ein schönes neugebautes Theater, in dem meist französische Gesellschaften spielen, zwei kleinere italienische Theater und eine Masse sogenannter Café Chantants, in denen grösstentheils auch Roulette gespielt wird.

Zahlreiche Casino's und Clubs'sind entstanden; es existirt ein schweizer Verein und ein sehr hübscher deutscher Verein; letzterer ist jedenfalls der bedeutendste sowohl der Lokalität als der Anzahl der Mitglieder nach. Man findet daselbst ein reich ausgestattetes Lese­zimmer, eine Bibliothek, zwei Billards, ein schönes Flügel Fortepiano. Oefter werden Concerte darin gegeben, und im Winter zuweilen auch Bälle. Jeder Fremde kann durch ein Mitglied eingeführt werden.

Alexandrien hat eine Wasserleitung, welche die Stadt mit Wasser versorgt und welche durch Röhren bis in die Häuser hinaufgeleitet werden kann. Ferner hat es eine Gasbeleuchtung, welche sich jeder europäischen an die Seite stellen kann; hiedurch ist der lästige Ge­brauch, Abends mit einer Papierlaterne auszugehen, beseitiget.

Oeffentliche Vergnügungsorte, Gärten, wo Erfrischungen zu haben sind, werden völlig vermisst.

Lohnend und besonders für Militärs interessant sind Ausflüge nach den verschiedenen Forts in der Nachbarschaft und nach dem eine starke Stunde von dem Rosette-Thor befindlichen Schlachtfelde, wo am 21. März 1801 die Franzosen unter Menou mit den Engländern kämpften, deren General Sir Ralph Abercromby bei dieser Gelegenheit den Tod fand. Ferner mag der, welcher Zeit dazu übrig hat, die 4 Meilen von Alexandrien gelegene Bai von Abukir besuchen, in welcher am 1. August 1718 Nelson seinen berühmten Sieg erfocht, der mit