Alexandrien. 65
der Vernichtung der französischen Flotte endigte. Der Verlust, den die Franzosen an diesem Tage an Schiffen und Material erlitten, wird auf dreizehn Millionen Thaler veranschlagt, und 3500 Franzosen verloren dabei das Leben, während die Engländer nicht mehr als 900 Todte und Verwundete zu beklagen hatten. Den 25. Juli des folgenden Jahres endlich besiegte Napoleon bei Abukir mit 8000 Mann das 18000 Mann starke Heer des Sultans.
Weitere Ausflüge von Alexandrien können nach dem See Ma- reotis, Rosette, Damiette, den Natron-Seen und nach der Oase des Jupiter Ammon unternommen werden. Doch wird letzterer besser von Kairo aus gemacht, und über die Natron-Seen, Rosette und Damiette sprechen wir, da diese Orte am geeignetsten nach der Rückkehr aus dem Innern besucht werden, am Sclilusse unserer Schilderung von Aegypten.
Zu den Merkwürdigkeiten in der Nachbarschaft Alexandriens gehört endlich der Mahmudie-Kanal mit seinem Gewimmel von Booten, Barken und grossen Lastschiffen. Derselbe beginnt am Ende der Strasse unter der Säule des Pompejus, ist 10 ■/„ deutsche Meilen lang, ungefähr 90 Fuss breit und endigt bei Alfen am Rosettearm des Nil. Er wurde von Mehemed Ali in den Jahren 1819 und 1820 erbaut, kostete 7,500,000 Franken und nahm zu seiner Vollendung die Kräfte von 250,000 Menschen in Anspruch, von denen dabei nicht weniger als 20,000 durch Hunger, Entbehrungen und Krankheiten umkamen. Sein Lauf folgt zum Tlieil dem Bette des alten zur Zeit der Venetianer schiffbaren Kanals von Fuah, zum Tlieil dem Kanal von Ramanyeh, der von Manchen für den alten Kanopischen Nilarm gehalten wird. Seine Uferlandschaften sind einförmig. Die aus demselben aufgeworfene Erde bildet zu beiden Seiten hohe Dämme oder Wälle, und die einzigen Gegenstände, welche die Monotonie der Gegend unterbrechen, sind die Schutthaufen alter Städte und die weissen Thürme der Telegraphen. Dagegen ist das Leben auf dem Kanal selbst interessant und sehr geeignet, die in Alexandrien empfangenen Eindrücke vom Orient zu vervollständigen. Man begegnet ganzen Karavanen von Schiffen, deren Matrosen eintönige Gesänge zur Arbeit singen, und die mit Knäueln kauernder beturbanter Araber, Schafen, Ochsen, Büffeln, Dur- rah, Waarenballen, Bastsäcken, Geflügel aller Art, Melonen, Manderinen, Orangen und andern Früchten so überladen sind, dass man aller Augenblicke gewärtig sein zu müssen glaubt, dieses bunte Durcheinander Umschlägen oder untersinken zu sehen.
Die Reise von Alexandrien nach Kairo musste früher entweder zu Lande auf einer der diese Städte verbindenden Strassen oder auf dem eben geschilderten Kanal gemacht werden, und zwar wurde der letztere gewöhnlich vorgezogen. Jetzt ist die Tour beträchtlich abgekürzt, indem seit Ende 1855 eine Eisenbahn nach Kairo führt. Die fragliche Bahn nimmt unmittelbar am linken Ufer des Mahmudie- Kanals zunächst dem Hafen von Alexandrien ihren Anfang und zieht sich auf dem schmalen Terrain zwischen dem Kanal und dem See
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