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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Kairo.

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auch kann man daselbst Chambre garni wohnen, ohne genöthiget zu sein die Kost zu nehmen. Preis für ein Zimmer 3, 1 bis 5 Franken per Tag, je nach der Grösse. Endlich Hotel du Nil, mitten in der Stadt gelegen; der Eingang, durch eine enge Gasse, ist allerdings nicht sehr einladend; doch lasse mau sich dadurch nicht täuschen oder abschrecken, man findet sich um so angenehmer beim Eintritt in das Hotel selbst überrascht, welches inmitten eines gut gepflegten Gartens wirklich schön gelegen ist. Das Hotel kann in jeder Hinsicht, die Lage beim Eintritt abgerechnet, als Hotel ersten Banges bezeichnet werden; denn es zeichnet sich durch Beinlichkeit, prompte Bedienung und eine sehr gute deutsch-französische Küche vortheilhaft aus. Der Eigentliümer E. Friedmann ist durch seine Gefälligkeit und sein cou- lantes Benehmen, ebenso wie dessen Geschäftsführer durch seine Auf­merksamkeit und Zuvorkommenheit rühmlichst bekannt.

In jedem Falle bleiben die beiden deutschen Hotels, Hotel She- pheard und Hotel du Nil die empfehlenswerthesten Gasthöfe Kairo's.

Uebrigcns ist man nicht absolut gebunden, in ein Hotel zu gehen, denn es gibt heut zu Tage eine Menge Privatwohnungen und Chambres garnis. Es hat jedoch, wenn man eine Privatwohnung be­zieht, seine Schwierigkeit mit dem Essen; man müsstein diesem Falle die Mahlzeiten in einer italienischen oder griechischen Locanda nehmen, welche ebenso wie die Kaffeehäuser in ziemlicher Anzahl vorhanden sind.

Als bekannt wird vorausgesetzt, dass, wie im ganzen Orient, so auch in Kairo und Alexandrien, eine jede Nation ein Consulat hat, an welches sich der Beisende in schwierigen Fällen, oder wenn er mit Eingeborenen oder andern Fremden in Collision kommt, zu wenden hat. Das preussische Consulat, seit 1867 in ein norddeutsches Bundesconsulat umgestaltet, vertritt selbstverständlich die Untertlianen des nord­deutschen Bundes, doch begehen sich auch vielfach Schweizer und Süd­deutsche unter dessen Schutz.

Ausserdem besitzt Kairo überhaupt Alles, was für eine Hauptstadt des Landes erforderlich ist und genügt allen Ansprüchen, welche man in Europa an eine grosse Stadt macht, sowohl was das Nützliche und die Bedürfnisse des Lebens, als auch was Vergnügen und Luxus anbe­trifft und erfordert.

Für Ersteres hat die sich mit jedem Jahre mehrende Anzahl der Europäer gesorgt, für Letzteres der Fortschrittssinu des jetzigen Vice-Königs, welcher sich mit anzuerkennendem Eifer und mit Hint­ansetzung vieler Gebräuche und Vorurtheile seines Landes und Volkes, bemüht, seiner Besidenz einen europäischen Anstrich zu geben, und vor Allem die nützlichen und unentbehrlichen Institutionen zu treffen, welche in Europa jede Provinzialstadt, ja fast jeder Marktflecken schon lange besitzt.

Kairo hat ganz kürzlich, seit 1 ' j Jahren, durch den Vice-König eine Gasbeleuchtung erhalten, welche das europäische Viertel und die Hauptstrasson erleuchtet; eine Wasserleitung, welche das Wasser von dem V a Stunde entfernten Nil bis in die Stadt leitet. Ein kleines aber