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Kairo.
recht hübsches Theater, in welchem während der 4 Wintermonate (December-März) von einer französischen Gesellschaft gespielt wird; einen Circus, welcher betreffs seiner Bauart und Eleganz jenen mancher europäischen Hauptstädte gleichkömmt, wenn nicht übertrifft u. s. w. Alles dieses ist auf eigene Kosten des Vice-Königs erbaut worden, und wird von ihm erhalten.
Es existiren ferner, von Privatleuten errichtet, meistens Griechen, mehre Cafe’s chantants und Meine Theater; leider wird in fast allen diesen Etablissements gewerbmässig Roulett gespielt.
Als ein von einer Privatgesellschaft errichtetes Etablissement verdient besonders der deutsche Verein angeführt zu werden. Derselbe hat durch die Bemühung des sowohl in Kairo als auch ausserhalb wohlbekannten llr. Reil in kurzer Zeit einen so grossen Aufschwung genommen, dass es möglich wurde ein grosses und hübsches Lokal zu miethen. Mau hat auf Actien ein kleines Theater erbaut, wo im Winter alle Sonnabend recht hübsche kleine Theaterstücke aufgeführt und öfters Concerte gegeben werden und alle 14 Tage ein Tanzvergnügen stattfindet, so dass fast jeder Reisende und zumal jeder Deutsche es sich angelegen sein lässt, eine Eintrittskarte zu erhalten, und sowohl die Ansässigen, als die sich im Winter daselbst auf haltenden Fremden verbringen dort manchen vergnügten Abend.
In vielen eleganten Läden und Magazinen findet man alle europäischen Erzeugnisse und alles Nothwendige zu kaufen und zwar im Allgemeinen, was Kleidung mul Lebensbedürfnisse anbetrifft, durchaus nicht theurer, als in vielen andern Orten Enropa's, ja Vieles sogar ver- hältnissmässig billiger. Alle französischen Erzeugnisse, als Kleider, Kleiderstoffe, Schuhzeug, Setdenwaaren sind ebenso billig oder billiger, als man selbe in Deutschland findet, wo sie hei der Einführung einem höheren oder niederen Zoll unterliegen; nur Luxusartikel und solche Sachen und Stoffe, welche der Einwirkung des Klima’s unterliegen, sind theuer, ebenso muss jede Arbeit und jedes Handwerk dort theuerer bezahlt werden; denn die Handwerker, als Schneider, Tischler, Uhrmacher, Goldarbeiter werden mit Fr. 10, 12, 15 bis 20 per Tag bezahlt.
Reisende machen wir besonders auf die Buchhandlung des Herrn A. Kaufimann (Hofbuchhändler) und auf das Geschäft des Herrn J. Zollikofer aufmerksam; bei Ersterem kann mau sich mit allen nö- thigen Reisewerken, Karten und Lecturen versehen und findet man daseihst zugleich eine Leihbibliothek in deutscher und französischer Sprache, Schreib- und Zeichenutensilien, und zumal eine bedeutende Auswahl von Ansichten und Photographien von Aegypten und Syrien, darunter die rühmlich bekannten grossen Photographien von W. Hammerschmidt. Bei Letzterem findet man alle möglichen Reiseartikel, Gewehre, Jagdutensilien, Handschuhe, Parfümerie, Cigarren u. drgl. In beiden Handlungen, deren Inhaber Mitglieder des deutschen Vereins sind, kann man sich gleichzeitig Eintrittskarten für die Vereins-Abende verschaffen.