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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
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80 Kairo.

nähme eines einzigen, in welchem der Khalif E'Saleh Ejub liegt, verschwunden. Jene ausserhalb der Stadt gelegenen Gräber werden auch wohl Khalifengräber genannt, aber mit Unrecht; denn sie sind weit spätem Datums, indem in ihnen die Mamelukenkönige ruhen, welche von 1382 bis 1517 über Aegypten herrschten. Sie sind mit Kuppeln überwölbt und mit kleinen Moscheen verbunden und wegen ihrer schönen Portale und mancher andern kunstreichen Arbeiten sehenswerth. Das grösste und schönste derselben ist das Grab des Sultans Bl Aschraf, welcher 1496 n. Chr. starb, und fast ebenso viel künstlerisches Verdienst hat das Grab des Sultans El Barkuk, der wiederholt siegreich mit den Tataren Tamerlans kämpfte. Andere Mamelukengräber befinden sich im Süden der Stadt, wo man auch dem Erbbegräbnis Mehemed Alis und seiner Familie begegnet. Das Ganze ist einfach gehalten. Man tritt durch einen langen Corridor in zwei Zimmer, von denen jedes mit einer besondern Kuppel überwölbt ist. In dem innern ist das Grab des Pascha, das äussere ist zum Be- gräbniss seiner Kinder und Verwandten bestimmt. Die Sarkophage sind mit prachtvollen persischen Teppichen behängen, der Boden ist mit Ueberzügen bedeckt.

Zu den grössten Sehenswürdigkeiten Kairos gehört das neue Museum, welches sich in der Vorstadt Balak (Alt-Kairo) befindet Auf Anregung der Franzosen fasste der verstorbene Vicekönig Said Pascha, den Entschluss, den unablässigen Zerstörungen und Verschleppungen dadurch ein Ende zu machen, dass er von transportablen Denkmälern Alles dorthin schaffen liess, was noch vorhanden war. Er liess einen Glaspallast im alten Tempelstyle errichten, welcher aus einem Vorhofe und vier Sälen besteht, deren grösster 150 Fuss lang und 54 Fuss breit ist. Dem französischen Gelehrten, August Mariette, der den Titel Bey erhielt, gab er zur Ausführung des Planes unbeschränkte Vollmacht; er konnte jeden Eingebornen, der etwas zerstören oder entwenden wollte, sofort einsperren lassen, konnte Hunderte von Arbeitern an­stellen und Geld verbrauchen soviel er wollte; der Vicekönig trug bereitwillig alle Unkosten. Mariette machte von dieser Erlaubniss den umfassendsten Gebrauch. Er liess Sphinxe und Bildsäulen, welche unter dem Sande begraben lagen, wieder frei machen, Felsengräber öffnen, Tempel, die nur noch mit ihrem obersten Theile aus dem Boden sahen, wieder ausgraben. Ueber 100 Fellahhütten, die auf dem Dache des grossen Tempels von Edfo standen, liess er abreissen und wieder anderwärts aufbauen. So sammelte er für das neue Museum von Bulak während der Jahre 185861 mehr als 18,000 Gegenstände, musste aber dann wegen seiner angegriffenen Gesundheit nach Frankreich zurückkehren, wo er mit der Herausgabe eines umfassenden und ge­lehrten Werkes über seine ägyptischen Arbeiten sich beschäftigte. Nach dem Tode Said Paschas im Jahre 1863 seinen es Anfangs, als ob sein Nachfolger. Ismail Pascha, der Sache weniger Theilnahme schenken würde. Doch auch dieser bewilligte bald die Fortsetzung des kostspieligen Werkes auf seine Kosten und erneuerte die Vollmacht,