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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
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82 Kairo.

oft schöne architektonische Einzelheiten. Die Durchgänge zwischen den Verkaufsgewölben sind schmal und, da sie überdacht sind, düster und kühl. Jede Gasse ist in der Regel einem bestimmten Handwerke gewidmet. Es gibt eine Gasse der Schneider, eine Gasse der Schuh­macher, Gassen der Kastenmacher, der Riemer, der Töpfer, der Bäcker, der Blechschmiede, der Goldarheiter u. s. f. Der Handel wird meist sehr gemüthlicli und langsam abgeschlossen, indem der Kaufmann den sich meldenden Kunden einladet, in seiner Bude auf dem Teppich Platz zu nehmen und mit ihm zu rauchen und Kaffee zu trinken. Der Europäer, der mit seinem Dragoman in den Bazars erscheint, um Einkäufe zu machen, kann sich auf eine dreifache Erhöhung des Preises gefasst machen. Doch ist dies nur hei den arabischen und griechischen Kaufleuten der Fall. Die Türken sind im Allgemeinen ehrlicher und das Vorschlägen kommt bei ihnen fast nie vor. Sonst ist es überall ebenso sehr ' Gebrauch wie Sitte, dass der mitgehende Lohndiener oder Mäkler sich nach abgeschlossenem Kauf ein Geschenk ausbittet. Dies geschieht selbst von den Esclsbuben. Am wohlfeilsten kauft man von den Dellals, welche die Strassen mit Waaren, die ihnen von Andern zum Auschreicn übergehen werden, durchziehen und die Trefflichkeit derselben nach Kräften ausposaunen.

In den Bazars gibt es überall Kaffeehäuser und Buden. Wo Scherbet verkauft wird, indess sind dieselben nichts weniger als bequem und reinlich und am Allerwenigsten elegant. Die Karawanserais oder Khans, welche sich in der Mitte der meisten Bazars erheben, sind Ma­gazine, in welchen die Waaren aus Persien und Arabien, Syrien, Indien und dem Sudan aulgespeichert werden. Zugleich dienen sie als Her­bergen für arabische und türkische Reisende, besonders für Mekka­pilger, und so kann man hier manche interessante morgenländische Scenen beobachten und, wenn man Arabisch versteht, sich gut unter­halten.

Kairo zerfällt in eine Anzahl von Quartieren oder Stadtvierteln, die entweder nach einem öffentlichen Gebäude, das in ihnen steht, oder nach einer bestimmten Klasse von Personen, die in ihnen leben, benannt werden. So gibt es ein Hart e'Saklcain, d. i. Quartier der Wasserträger, ein Hart e'Nassara (Christen- oder Koptenviertel,) ein Hart el Jahud (Judenviertel) und ein Hart el Frang (Frankenviertel). Das Koptenquartier nimmt die eine Seite des Esbeldeh-Platzes ein und hat viele Häuser, die im Innern sehr bequem eingerichtet sind. Seine Einwohner sind nicht beliebt und gelten selbst bei den Franken für falsch und betrügerisch. Ihr Christenthum ist ein sehr rohes und häufig kommen unter ihnen Uebertritte zum Islam vor. Das Franken­viertel, gewöhnlich Muskih genannt, hat mehrere gerade Strassen und verschiedene ansehnliche Gebäude. Es stammt aus der Zeit Saladins, unter welchem die ersten Europäer Erlanbniss zur Ansiedelung er­hielten. In der Hauptstrasse ist Laden an Laden, meist mit italieni­schen Firmen. Doch haben auch viele Griechen, Franzosen und Deutsche hier Gewölbe. Der rotlie Palast an der Esbekieh, zwischen dem Hotel