Kairo. 83
d’Orient and. dem früheren französischen Generalconsulat, wurde eine Zeitlang von Napoleon bewohnt, der auch die Palme gepflanzt haben soll, die sich neben ihm erhebt.
Die Fellahdörfer in der unmittelbaren Umgebung Kairos sind überaus hässlich, meist nichts als Haufen mit Kuh- oder Kameelkoth beklebter fensterloser Lehmwände, die kein eigentliches Dach haben, sondern lediglich mit Durrahstroh überdeckt sind, und in Vergleich mit denen unsre Ställe Paläste sind.
Von den Thoren Kairos, deren es sehr viele gibt, da fast jedes Stadtviertel, wie in den meisten orientalischen Städten, sein eigenes hat, sind das Bab e’Nasr (Siegesthor), das Bab Bl’Potuh und das Bab Zuejlih die vornehmsten und sehenswertliesten. Die öffentlichen Bäder sämmtlich Dampfbäder — sind mittelmässig gut und zeichnen sich in der Kegel nicht eben durch Reinlichkeit aus.
Von Volksfesten, welche das orientalische Gepräge Kairos besonders deutlich herauskehren, sind namentlich der Auszug der alljährlichen grossen Mekkakarawane, die Eröffnung des Kanals in Altkairo und das Geburtsfest des Propheten sehenswerth.
Der Auszug der Mekkapilger findet stets am 25. des Monats Schowal statt. Es ist eine grosse, sehr malerische und groteske Proces- sion, in welcher das Mahmal und Kisweh die Hauptrolle spielen. Das erstere ist ein prächtiger Sammtbaldacliin, der von einem reich aufgeschirrten Kameel getragen wird und früher als Reisezeit der Frauen der Khalifen benutzt wurde, welche die Pilgerfahrt mitmachten. Das Kisweh c’ Nebbi ist ein Teppich zur Bekleidung der Kaaba, des grossen Tempels in Mekka. Es ist von schwerer Seide, geschmückt mit Goldstickereien, welche Sprüche des Koran darstellen, und wird alljährlich vom Pascha erneuert. Das alte wird dafür zurückgeschickt und, in kleine Stücke zerschnitten, an die Gläubigen als Reliquie vertheilt. Die Pilgerkarawane, zu der Muhamedaner aus sehr fernen Gegenden Afrikas eintreffen, und welche deshalb als Musterkarte fast aller Stämme des Orients gelten kann, wird von Soldaten geleitet. Ein grosser Theil der Pilger, zumal der wohlhabenderen, bedienen sich in neuerer Zeit der Dampfschiffe, welche direct von Suez nach Gedda gehen. — Die andern Pilger halten sich nach ihrem Auszug durch das Bab e’Nasr zwei Tage am Saume der Wüste, nicht weit von Dimerdasch auf, ziehen dann nach dem Birket El Hadsch, wo sie wieder einen Tag bleiben, und gehen dann nach dem Orte El Hamra, wo ein vierter Tag verbracht wird. Dann setzen sie ihre Reise bis Agerud fort, und nachdem sie den Neumond von Zulkadi gesehen, verlassen sie die Grenze Aegyptens, begeben sich nach der Nordseite der Sinaihalbinsel, von da nach El Akaba am innem Ende des östlichen Golfs und ziehen endlich durch Arabien hin, bis sie die heilige Stadt des Islam erreichen. Nachdem sie hier die vorgeschriebenen Ceremonien abgethan, sieben Mal die Kaaba umschritten, den geheimnissvollen schwarzen Stein geküsst, Wasser aus der Quelle Zemzem geschöpft und den Hügel von Zafa besucht haben, ziehen sie nach dem heiligen