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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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andere Fahrzeuge in denselben ein, die Behörden ziehen sich zurück und die Menschenmenge verläuft sich allnäMig.

In der Mitte des Damms befindet sich eine Art Pfeiler von Erde, welcher Aruset eNii heisst, d i. die Braut des Mi. Die Sage behauptet, dass derselbe von dem Eroberer Aegyptens Amru als eine Art Aequivalent für den Gebrauch der damaligen Christen, alljährlich zu dieser Zeit dem Flussgotte eine Jungfrau zu opfern, aufgerichtet worden sei eine Fabel, die in dieser Gestalt unwahr ist, aber immerhin einige Begründung haben mag, wie denn selbst in Deutschland von vielen Flüssen unter Abergläubischen die Sage geht, dass sie jährlich zu Ostern oder Pfingsten ein Menschenleben verlangen.

Ganz vorzüglich interessant für europäische Beobachter ist endlich das Muiid eNebbi, das Sebmtsfest des Propheten Mohammed. Es wurde vom Sultan Arenrath III. im Jahre 998 der Hedschra (1588 n. Chr.) gestiftet, und wird in Kairo im dritten Monat nach muhame- danischer Zeitrechnung, dem Monat Sebieh el Auwel, auf der Esbekieh geharten. Eine ganze Woche dauernd, beginnt es am 3. und endigt am 11 . oder in der Nacht des 13. dieses Monats. Der letzte Tag ist der Hauptlag, die ihm vorgehende Nacht heisst Lejl Mobarakeh, d. i. die gesegnete oder heilige Nacht. Wie es dabei zugeht, mag Ziegler er­zählen, welcher der Feier am 23. December 1852 bewohnte. Derselbe sagt:

Gegen Mittag ging ich mit mehreren Landsleuten, begleitet \'on einem Cocsulats-Zaw&ss, nach der Südseite des Platzes der Ce- reiEonis, woselbst schon acht Tage und acht Nächte lang die Derwische ihre Gesänge und Tänze und die Seiltänzer, Possenreisser und Taschen­spieler ihre Künste zur Vorfeier des Festes zum Besten gegeben hatten. Es waren Mer sehr viele Zelte aufgeschiagen, Gerüste erbaut, Buden und Kaffeehäuser errichtet, Fahnen aufgezogen. Zur Nachtzeit wurde der Platz durch eine unzählige Menge von Lampen und Lichtern er­leuchtet, wodurch das Ganze einen märchenhaften Anstrich erhielt.

Wir wurden in das Haus des obersten Scheich aller ägyptischen Derwischorden geführt und erhielten dort in dem mit einem Tuch überspannten grossen Hofe bequeme Sitzplätze angewiesen. Die Türken behandelten uns mit grosser Aufmerksamkeit, reichten uns Kaffee und warfen das arabische Gesindel, welches sich uns zudrängte und die Aussicht versperrte, ohne Umstände hinaus. Es wurde jetzt ein förm­licher CyMusvon Schauspieles aufgeführt.

Zuerst traten zwölf weissgekleidete Derwische, den siedern Ständen angekärig, auf, bildeten eines Kreis, sangen den Zikr mit dem be­kannten: La rllsha 111 Allah (es gibt keinen Gott ausser Allah) und machten die widerlichsten Geberden nnd Sprünge. Man glaubte Tolle vor sieh ru haben, und die von ihnen ausgestossener. Töne glichen fast dem dumpfen heisem Hundegebell. Schliesslich sprangen sie wie Essende umher nnd trieben allerlei Gaukeleien und Rohheiten. Unter I Anderem bemühten sie sich, ihre Heiligkeit dadurch an den Tag zu j legen, dass gm Glas, Steine und Metallstücke assen, Schlangen und