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früher wie sonst, am Ahend geschlossen. Jener alte Gebrauch musste selbstverständlich, durch die Einrichtung von Eisenbahnen, Telegraphen, Gasleitung etc., welche eine fortgesetzte und exacte Thätigkeit erfordern, wegfallen. Jedoch scheint auch der strenge Gebrauch des Fastens und der damit verbundene Fanatismus sehr abgenommen zu haben, dadurch ist denn auch der Sinn für jene nächtlichen Festlichkeiten grösstentheils verloren gegangen.
Ein recht lohnender Ausflug war früher der nach der Insel lioda, welche eine halbe Stunde südlich von Kairo liegt und durch einen schmalen Arm des Nil von dem Ufer zwischen Bulak und Altkairo getrennt ist. Die Sage lässt hier die Tochter des Pharao, von Josephus Tliermutis genannt, das ausgesetzte Kind Moses finden. Gegenwärtig jedoch ist der grössere Tlieil dieses einst schönen Gartens in ein Weizenfeld umgewandelt; nur wenige Parthieu, einige Blumenbeete und einzelne tropische Bäume sind stehen geblieben; dennoch bleibt es ein ganz angenehmer Ausflug, und ist die Aussicht wohl dieses halbstündigen Eselritts werth.
Yon der Estrade aus betrachtet, scheinen die Pyramiden von Gizeh gleich hinter dem nahen Palmenhaine zu stehen, obsclion ihre Entfernung fast drei Stunden beträgt. Mit ihnen vollenden auf der einen Seite die Pyramiden von Sakarah und Abusir das schöne Landschaftsbild, während auf der andern die nadelfeinen Minarets der Cita- dellenmoschee herschauen, auf der dritten die rastlose Geschäftigkeit des obern und untern Hafens von Bulak erscheint und im Vordergrund nach Westen derbreite von zahllosen Dahabien durchfurchte Nilstrom fluthet.
Zur Zeit des oströmischen Kaisei'thums war zwischen der Insel und dem Festland eine Schiffbrücke geschlagen, wodurch die Städte Babylon und Memphis in directe Verbindung gebracht wurden. Auch befindet sich auf Boda, an der Seite nach Altkairo hin, der Nihnesser, eine steinerne mit vielen Strichen versehene Säule inmitten eines viereckigen, an der obern Seite mit einer kufischen Inschrift versehenen Gemachs, in welches das Wasser von unten hereinströmt. An dieser Säule wird das Steigen und Fallen des für das Land so überaus wichtigen Stromes beobachtet und zur Zeit der Ueberschwemmung den Einwohnern durch Ausrufen kundgetlian. Die erste Gründung eines solchen Observatoriums wird dem Khalifen Suleiman aus der Oimiia- jaden-Dynastie (714 bis 717 n. Chr.) zugeschrieben. Der jetzige Nilmesser ist von dem Khalifen Motawackel 860 n. Chr. erbaut. Dem Steigen des Nils wurde schon in den ältesten Zeiten, nach Ilerodot schon unter Möris, grosse Aufmerksamkeit geschenkt. 18 Ellen Höhe ist das geringste Maass, 20 sind gut, 22 ganz vollkommen, aber mehr als das ist ein Unglück, weil dann die erhöhte Lage der Dörfer und die Dämme zwischen den Feldern nicht mehr gegen die Gewalt des Wassers schützen.
Mit dem Besuche Rodas kann man einen Besuch der berühmten, jetzt in Ruinen liegenden Amru-Moschee in Altkairo, unter deren