Kairo.
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wandelt worden sein soll. Dabei steht der Marienbaum, eine grosse immergrüne Sykomore, in deren Schatten der frommen Sage nach einst die heilige Familie ruhte. Die Balsamstaude wächst jetzt nicht mehr hier, sondern nur noch in der Nähe .von Mekka, von wo ihr Erzeugnis als Balsam von Mekka nach Europa in den Handel gelangt. Dagegen wurde in Matarieh vor etwa dreissig Jahren der erste Versuch mit der Pflanzung von Baumwollensträuchen gemacht, die jetzt allenthalben in Aegypten wachsen und reiche Ernten liefern.
In der Nähe von Heliopolis ist das Schlachtfeld, wo General Kleber mit 6000 Franzosen 60,000 Türken schlug, und eine Meile östlich von dem Obelisken liegt der Birket El Hadsch, d. i. der Pilgersee, wo sich die Mekkakarawanen zu sammeln pflegen.
Die Tour nach dem versteinerten Walde, oder richtiger versteinerten Holze, erfordert einen Vormittag, denn um Etwas mehr als blosse Holzstücke zu sehen, muss man ein wenig tiefer in die Wüste hineinreiten. Der Weg führt beim Khan Khalil durch das Bab el Nasr nach Osten hin, bei den Khalifengräbern vorbei, wo der Dschebel Aclunar, ein rötblicher Felsrücken, sich durch das gelbe Mokattam- Gebirge zieht, und führt mitten in die Wüste hinein. Die Hauptmasse des versteinerten Holzes befindet sich ungefähr 3 / 4 deutsche Meilen südöstlich von jenem rothen Berge. Man darf sich indess, wie angedeutet, darunter keinen versteinerten Wald vorstelleu. Es sind Fragmente von Palmen und andern Bäumen, die, bisweilen mehrere Fuss lang und in eine Art Agat verwandelt, auf den Hügeln und in den Thälern der Wüste umherliegen. Dehnt man diese Tour jedoch eine Stunde weiter in die Wüste hinein aus, so findet man ganze versteinerte Baumstämme von 30—40 Fuss Länge vor. Eine ähnliche Erscheinung trifft man an der Strasse nach Suez, und dieselbe Art von Petrefacten findet sich auf dem andern Ufer des Nil an dem Rande des Wady Fargh. Im Mokattam - Gebirge begegnet man überdiess andern ähnlichen Versteinerungen, unter welchen Krabben und Haifischzähne gefunden wurden — letztere unmittelbar hinter der Cita- delle. In einer Schlucht rechts vom Wege nach dem versteinerten Holze befindet sich eine einsame Quelle mit romantischer Umgebung, Aien Mussa, d. h. Moses-Quelle genannt. Die Quelle ist in einer Art Vertiefung, zu der man 5—6 Fuss herunter steigen muss, um Wasser zu schöpfen; das Wasser hat übrigens einen unangenehmen bittern Geschmack und ist kaum trinkbar. Am Eingang zu der Quelle steht ein einzelner grosser Feigenbaum. Wie derselbe hingekommen, bleibt merkwürdig genug. — Das Ganze, mitten in einer tiefen Schlucht, gewährt indess einen so angenehmen und romantischen Anblick, dass Niemand dieses Plätzchen unbesucht lassen sollte. Es ist der geeignetste Ort, um daselbst bei der Rückkehr aus dem versteinerten Walde auszuruhen und sein Frühstück einzunehmen.
Schnbra. die Schöpfung Mehemed Alis, darf ebenfalls nicht unbesucht bleiben und mag seine Besichtigung Ziel eines Nachmittagsspazierritts sein. Eine breite schattige Allee von prächtigen