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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
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Die Pyramiden. 99

Querblock deckt das Portal, und darüber stemmen sich andere fast ebenso grosse gicbelförmig gegen einander, um die obere Last zu tragen. Dieses Thor war einst vollständig verdeckt von der erwähnten glatten Bekleidung des Bauwerks.

Die Bellahs voran, geht es nun hinab beinahe bis auf den Grund der Pyramide, wo eine Höhle ist, welche von den Arbeitern eines alten Klialifen hinterlassen wurde, der hiernach Schätzen graben liess. Von hier führt ein Gang bis in die unterste Felsenkammcr, mehr als hun­dert Puss unter der Grundlinie und sechshundert unter dem Gipfel. Wir indess werden nach oben gezogen und geschoben in den zweiten Gang, der in demselben Winkel wie der von Aussen herabkommende, aber aufwärts nach innen führt. Er ist ebenso niedrig wie jener, aber glänzend glatt in der haarfeinen Fügung seiner Blöcke. Nach einer Weile erhöht er sich plötzlich zu einer grossen 28 Fuss hohen und 5 Fuss breiten Galerie, deren Wände in leicht über einander vorrücken­den Stufen nach oben zusammentreten, und welche in derselben ßich- tnng wie der Gang unter ihr weiter nach oben führt. Die Luft ist hier ein wenig leichter und kühler als unten, wo sie überaus schwer und schwül ist. Wo die grosse Galerie anfängt, lenkt unter ihr der wagerechte Gang nach der sogenannten Königinkammer ab. Es ist das Gemach, wo die Leichenfeier gehalten wurde. Auch dieses wird dem Besucher von den Führern nicht erlassen, obwohl man nichts sieht, als eine granitne Kammer von 14 Fuss Höhe, 18 Fuss Länge und 16'/j Fuss Breite, die ihre glatte Decke dachförmig aus grossen Blöcken zusammenstemmt. Folgen w r ir dann wieder der Galerie nach oben, so gelangen wir endlich durch ein niedrigeres Vorgemach und eine Thür, eben nur gross genug, um einst den Sarkophag hindurchzuschieben, in die hohe Königskammer. Es sind ebenfalls Granitwände, die im Scheine der Kerzen glänzen, aber die Decke ist flach; denn über ihr folgt noch eine Reihe niedriger Räume, um die Last zu verthoilen und zu tragen. Die Sarkophagkammer ist 19 Fuss hoch, 34 Fuss lang, 17 Fuss breit und man befindet sich in ihr 138 Fuss über der Grundfläche. Hier pflegt die arabische Begleitung sich im Kreise niederzukauern und mit den Händen Takt schlagend zu singen, während der Eine und der Andere seine Flinte abscliiesst. Es ist aber eben nicht sehr behaglich im Herzen der Pyramide. Das Gemach enthält nur den einfachen, sehr zerkratzten Sliarkophag des Königs Cheops oder richtiger Cliufu, der diesen Steinberg über sich aufthürmte, um seine Mumie und damit dem Glauben der Zeit gemäss die Existenz seines Ich zu sichern. Dies gelang ihm auch auf lange Zeit, bis jene Schatzgräber einbrachen.

Der Klialif, der sie geschickt, war Mamun, das Jahr, in dem es geschah, 820. Man fand in dem Sarkophag den hölzernen Mumien­kasten und in diesem den Leichnam des Königs mit einer goldnen Brustplatte, auf der unbekannte Zeichen standen. Schätze aber ent­deckte man keine, und der Klialif musste, wie es heisst, selber eine Summe Geldes darin verbergen und finden lassen, um das Volk zu be­schwichtigen, das über die unnütze langwierige Arbeit zu murren begann.