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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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116 Die Nilreise bis nach. Theben.

sende, der vom Winde begünstigt ist und rasch zu sehen verstellt, in etwa 7 Wochen die Tour vollendet haben kann.

Als Kegel gilt, dass man bei der Fahrt stromaufwärts die Be­gier nach dem Anscliauen der Monumente am Ufer dem Winde unter­ordnet und lieber bis Assuan nichts näher in Augenschein nimmt, als durch Entfernung von der Barke die Schiffsleute nöthigt, eine gute | Laune des Windgottes unbenutzt zu lassen. Erlaubt es der letztere, oder hat es der Keisende überhaupt nicht so eilig, so sehe man die weniger bedeutenden Punkte, z. B. die Grotten von Benihassan, den Tempel von Denderali und die Ruinen von Abydos eher als Theben, da der, welcher in Karnak und in den Königsgräbern gewesen ist, das Inter­esse an dem Kleineren und weniger Edeln verliert.

Andere Verhaltungsregeln sind:

1) Man sorge, dass vor der Kajütenthür oder auf dem Kajüten- daehe ein Sonnenzelt construirt werde.

2) Man ordne sofort an, dass sowohl das Deck als der Boden der Kajüte täglich sorgfältig gefegt und gewaschen werde, und beauf­trage damit einen von den Schiffsleuten, dem man dafür wöchentlich einige Piaster gibt.

3) Man lasse durch den Keis der Mannschaft verbieten, die Se­gel festzuknüpfen; sie müssen vielmehr das Tau, welches Scliogul heisst, fortwährend und vorzüglich da, wo die Felsen nahe an den Strom treten (wie am Dschebel Schech Umbarak, Dschebel el Tayr, dann am Dschebel Schech Timay, Dschebel Abu Fedi, Dschebel Schech

' Haridi und am Dschebel Tukh in der Nähe von Girgeh) mit der Hand i halten, sodass es sofort losgelassen werden kann, wenn der Wind das ! Boot nach den Felsen hintreibt. Der Vernachlässigung dieser Kegel | sind die meisten Unfälle auf dem Nil zuzuschreiben, l 4) Das Benehmen des Reisenden gegen das Schiffsvolk sei der

' Art, dass er demselben vor Allem als wirklicher Gebieter erscheint. Man lasse sie vor der Abreise durch den Dragoman verständigen, dass mau ihnen nichts Ungebührliches zumuthen, dass man aber seine Be­fehle unter allen Umständen durchsetzen, keinerlei Einreden und am Wenigsten offener Widersetzlichkeit nachgeben, dass man (was dem, der einen Firman oder auch nur eine Empfehlung an die Consular- agenten hat, nicht schwer fällt) jeden Ungehorsam und jeden Betrug bei den Behörden bestrafen lassen, eine gute Aufführung dagegen am Ende der Reise belohnen wird. Man trete dann besonders in den ersten Tagen mit Festigkeit auf. Ist auf diese Weise Achtung und Gehorsam erlangt, so kann man später so nachsichtig sein, als man will, und jede Freundlichkeit, jede Belohnung wird wirklich als solche angesehen werden. Wird jenes versäumt, so legt der Araber dem Fremden seine Güte für Unwissenheit oder Aengstlichkeit aus, sucht ihn auf jede Weise zu täuschen oder gar einzuschüchtern und kehrt sich kaum noch an die strengen Maassregeln, die dann zu spät ergriffen werden.

Mit Einem Worte, recht behandelt sind diese arabischen Boots­leute so gutherzig und willig wie wenige andere, falsch behandelt sind