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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Seite
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Die Nilreise bis nach Theben. 123

andern Stelle schlagen Frauen Ball, wieder an andern sieht man Bar­biere, Glasbläser, Goldschmiede, Bildhauer, Maler, Leinweber und Töpfer ihr Geschäft ausüben. Ferner erblickt man Hirten, die durch ihre gebrechliche Statur zeigen, wie gering sie in Aegypten geachtet waren. Auf der Ostwand sind Ringer in verschiedenen Stellungen, auf der südlichen Bauern abgebildet, welche die Bastonade erleiden. In der übernächsten Grotte, deren Figuren übrigens nicht eben sorgfältig ausgeführt sind, sieht man Leute beim Bretspiel sitzen, einige seltsame Vogelfallen und 'auf der südlichen Wand) einen Platz mit Magazinen, welche Randbogendächer haben einer der Gegenbeweise gegen die Annahme, dass die alten Aegypter den Gewölbebau nicht ge­kannt hätten.

Das Dorf Benihassan wurde vor etwa vierzig Jahren vor. Ibra­him Pascha zerstört, da die Einwohner unverbesserliche Diebe waren. Ungefähr eine halbe Wegstunde südöstlich davon ist die Speos Ar- temidos, welcher die Araber den Namen Stabl Antar gegeben haben. Sie liegt in einer kleinen felsigen Schlucht, etwa 500 Schritt vor deren Eingang. Rechts im Thale befinden sich verschiedene Felsen- grüi'te. In derselben sind Wandgemälde, die indess sehr von Rauch geschwärzt sind, und von denen besonders die zweite interessant ist, auf deren Thürsims der Name Alexanders (des Sohnes Alexanders des Grossen) steht, in dessen Namen damals Ptolemäus Lagi das Land regierte.

Die nächste grosse Grotte nach Osten ist die Speos Artemidos, d. h. die Höhle der Artemis, selbst. Sie wurde von Thothmes III. begonnen und von Osirei, dem Vater Ramses des Grossen mit Sculp- turen geschmückt, aber nie ganz vollendet. Sie besteht aus einem Porticus mit zwei Reihen viereckiger Pfeiler, von denen jedoch nur die äussere noch unversehrt ist. Dieselben tragen die Namen jener zwei Könige und den der Göttin Pascht, der Göttin der Nacht und des Schicksals, nicht, wie man früher wähnte, der ägyptischen Diana, welche die heilige Bildersprache unter der Figur einer Löwin oder wenigstens mit einem Löwenkopfe darstellt. Ein Gang führt von hier in den eigentlichen Tempel, an dessen Ende sich eine 6 Fuss tiefe Nische befindet, wo das Bild der Göttin oder des ihr heiligen Thieres gestanden zu haben scheint. Die einzigen vollständig ausgeführten Sculpturen sind auf der innern Wand des Porticus. Man sieht, dass sie aus einer guten Periode der ägyptischen Kunst stammen. Auf der einen Seite opfert Thothmes III. den Gottheiten Pascht und Thoth, auf der andern kniet Osirei vor Amun, neben dem sich Pascht be­findet, und in einer Hieroglyphenlinie hinter ihm wird erwähnt, dass er die Sculpturen hinzugofügt habe, »zu Ehren seiner Mutter Pascht, der schönen Herrin der Höhle.

Auch in den Bergen von Scheck Tima ;/, einem weiter strom­aufwärts gleichfalls auf dem rechten Ufer liegenden Dorfe, befinden sich verschiedene Grotten, wie denn alle diese Bergketten nebst ihren Schluchten voll davon sind. Es ist jedoch in ihnen nichts entdeckt