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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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124 Die Nilreise bis nach Theben.

worden, was eines Besuchs werth wäre. Ungefähr zwei deutsche Mei­len weiter den Fluss hinauf ist die Stätte, wo einst Antime stand, eine Stadt, die von Hadrian zum Gedächtniss seines hier ertrunkenen Lieblings, des schönen Antinous gegründet wurde. Der moderne Name des Ortes ist Scheck Abadeh. Die Ruinen Reste eines Theaters und eines Hippodroms sind unbedeutend, ln der Gegend von Kodah wohnen viele koptische Christen und das Land ist auffallend besser bebaut, als anderwärts. Einige Meilen weiter bemerkt man auf dem Ostufer die ersten Dumpalmen, eine Baumgattung, die weiter südlich immer häufiger wird. Bei Monfalut, einer kleinen Stadt, deren grössere Hälfte von dem Nil weggerissen worden ist, ein Schicksal, welches den ganzen Ort bedroht, befinden sich Sandbänke, welche als die nördlichste Station der Krokodile bezeichnet werden; allein nur sehr selten geschieht es, dass eins dieser Ungeheuer hier ange­troffen wird.

Siut oder Assiut ist die heutige Hauptstadt von Oberägypten und die Residenz eines Pascha. Es liegt auf dem linken Ufer, etwa eine halbe Stunde landeinwärts, umgeben von schönen Bäumen und überragt von dem Bergrande der libyschen Wüste, und hat viele Moscheen, einen grossen Bazar, wo man die Provisionen der Barke ergänzen kann, und gegen 20,000 Einwohner. Hier münden die Ka­rawanen, welche von den langen Oasenreihen des Westens her aus Darf'ur und dem innersten Afrika kommen und freuen sich des Schat- | tens der dichtbelaubten Sycomorenalleen und des kühlenden Luftzugs am Strome. Die Stadt hat 15 Minarets im Dorfgeschmack der Provinz, aber auch eines, das in edlem Linienfiuss sich durch vier achteckige Rundbaikone bis zu einem Kuppelknopf verjüngt. In dom gelbgrauen Gebirge hinter Assiut öffnen sich uralte, sehr verwüstete Felsengräber. Sie gehören noch in das Ende des alten Reichs, haben gewölbt ge­schnittene Decken, Mumienbrunnen, und zeigen auf einer ihrer Wände eine Parade von Schild- und Lanzenträgern. Unter dem Felsendach der Grotte hervor geniesst man eine sehr amnuthige Aussicht auf die Stadt und die frischgrüne Thalebene. Sonntags wird ein Markt hier gehalten, der sehr besucht und selbst mit manchen europäischen Waaren versehen ist. Der Palast des Gouverneurs ist ein ziemlich grosses Gebäude, zu dem der alte Tempel von Gau el Kebir das Ma­terial liefern musste. Im Alterthum stand auf der Stelle von Assiut Lykopolis,die Stadt der Wölfe, sogenannt von der Verehrung, welche hier dem Wolfe oder vielmehr dem Gotte, dem dieses Thier heilig war, dem Anubis, erwiesen wurde.

Gau el Kebir. auf dem Ostufer stehend, ist das alte Antäopolis. von dem zu Anfang dieses Jahrhunderts noch Ruinen übrig waren und zwar die eines von den Ptolemäern errichteten Tempels, und wo die ägyptische Mythe die grosse Schlacht stattfinden lässt, in welcher Horns, der letzte Götterkönig des Landes seinen bösen Oheim Typhon überwand und mit Hülfe der Isis, seiner Mutter, tödtete. Zu Mischte, Schabeka und El Schech Schemendin auf dem westlichen Ufer zeigen