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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Die Nilreise bis nach Theben. 125

! grosse Schutthaufen die Stätten alter Ortschaften an. Dschebel Schech Haridi ist ein vortretender Theil der im Osten des Stromes sich hin­ziehenden Kette von steinigen Hügeln. Die Araber lassen in einer : von seinen Höhlen schon seit Jahrhunderten eine Schlange wohnen,

; welche die Macht hat, allerlei Krankheiten zu heilen. Akmim, auf der j Ostseite gelegen, ist eine von vielen koptischen Christen bewohnte j Stadt, welche die Stätte des alten Chemmi oder Panopolis einnimmt.

\ Die in der Nähe befindlichen Spuren eines Tempels sind unbedeutend.

' Eine griechische Inschrift zeigt, dass er dem ägyptischen Priapus, Chem, geweiht und unter Trajan erbaut war. Akmim ist der Ort, wo : Nestorius nach sechzehnjährigem Exil seine Tage endigte.

; Girgeh, früher die Hauptstadt von Oberägypten, macht noch

i immer .durch seine Grösse und die Zahl seiner Einwohner Anspruch j darauf, eine der grösseren Städte des Landes zu sein und ist in der That nicht viel kleiner als Assiut. Im Uebrigen ist es wie alle Orte : in Oherägypten fast durchgehends von ungebrannten Lehmziegeln erbaut und sehr verfallen. Früher lag es gegen tausend Schritt vom Flusse, jetzt erhebt es sich hart über demselben und ein Theil der Häuser ist bereits vom Wasser weggespült worden. Zu Girgeh ist ein ! römisch-katholisches Kloster, dessen Superior ein Italiener ist. Es ist ! jetzt die älteste Ansiedelung dieser Art in Aegypten. Früher gab es i auch ein grosses und sehr reiches koptisches Kloster hier, welches dem heiligen Girgis (Georg) geweiht war (woher der Name der Stadt)

; und einst zweihundert Mönche zählte.

1 In der Nähe von Girgeh befinden sich die Binnen von Abydus,

| welche man nicht unbesucht lassen darf, obwohl viele neuere Reisende i sie nicht erwähnen. Wer sie bei der Hinauffahrt betrachten will, thut I wohl, zu Girgeh Reitesel zu miethen, die ihn binnen drei Stunden an ' Ort und Stelle tragen werden. Um Zeit su sparen, kann er seine Barke bis Bellianeh oder bis Samata vorausgehen lassen, bis wohin es ein Ritt von zwei Stunden ist. Ebenso kann man, wenn man seinen Be­such während der Rückfahrt von Theben zu machen wünscht, von Samata oder Bellianeh aufbrechen und sein Schiff in Girgeh wieder besteigen. Will man Zeichnungen aufnehmen oder sich einiges von den Sculpturen notiren, so breche man bei Zeiten auf.

In der Ebene zwischen Girgeh und Abydus ist die Ortschaft Bardies, wohl bekannt in der Zeit der Mameluken, indem einer der bekanntesten Beys derselben sich nach ihr nannte. Weiter südwestlich folgt ein Dorf, umgeben von Schutthügeln, welche in Verbindung mit dem Namen des Ortes El Berbeh (Perpe heisst auf Koptisch der Tempel) die Vermuthung rechtfertigen, dass hier ein altes Heilig­thum gestanden.

Abydus selbst heisst bei den Arabern Arabat el Matfun (d. i. die begrabene). Seine Ruinen sind sehr grossartig und von hohem Alterthum, indem sie aus der Zeit Osirei des Ersten und seines Soh­nes, Ramses des Grossen, stammen. Sie bestehen aus zwei mächtigen Gebäuden, die in Gemeinschaft mit den Resten der Stadt zeigen, dass