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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
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126 Die Nilreise bis nach Theben.

Abydus an Grösse und Pracht wenigen Städten Oberägyptens nach­gab. Strabo sagt sogar, dass cs den nächsten Rang nach Theben ein­genommen habe. Diese Bedeutung scheint die Stadt daher gewonnen zu haben, dass sie für den Ort galt, wo Osiris begraben s,ei. Aus diesem Grunde ordneten viele reiche und mächtige Aegypter an, dass man sie bei ihrem Ableben hier beerdigen solle, wo der Leib ihres Gottes die Erde heiligte. Dies wird durch neuere Entdeckungen be­wiesen. Auf dem sehr ausgedehnten Begräbnissplatze von Abydus wurden viele Inschriften des Inhalts gefunden, dass die Verstorbenen ans sehr entfernten Orten des Landes hierhergeschafft worden, um ihre letzte Ruhestätte bei Osiris zu finden. Die Gräber sind aus sehr alter Zeit, einige aus der grauen Vorzeit, welche durch die sech­zehnte und siebzehnte Dynastie bezeichnet wird

Von den beiden grossen Gebäuden, welche oben erwähnt wur­den, hiess das eine nach Strabo der Palast des Memnon, es wurde jedoch in Wirklichkeit von Osirei begonnen und von Ramses dem Grossen vollendet. Es ist durch seine eigenthiimliche Construction interessant und nach dem Style seines Daches einzig in Aegypten. Das Letztere besteht aus grossen Steinblöcken, die sich von einem Architrav zum andern erstrecken und zwar nicht wie sonst bei ägyp­tischen Bauwerken auf ihren Facen, sondern auf ihren Seiten, sodass i das Dach eine solche Stärke erhielt, dass man später ein Gewölbe ; aus demselben meissein konnte, ohne seine Haltbarkeit irgend zu ge- i fährden. Das Ganze war mit buntbemalten Hieroglyphen und andern Sculpturen bedeckt und auf der Decke befinden sich die Namen- und Titel-Ovale des Königs mit Sternen und hieroglyphengeschmückten Querbändern. Die Kapitale haben die Form des Lotus oder wie An­dere wollen, der Papyrusknospe, und das Dach ist von Sandstein, wahrscheinlich aus den Brüchen von Silsilis. Dieses Gebäude ist jetzt grossentheils im Wüstensande begraben, aber der früher sichtbare Theil bestand aus zwei von Säulen getragenen Hallen, die durch eine Thür am Ende einer der Colonnaden mit einander in Verbindung standen.

Das andere Gebäude, nördlich von diesem, ist der berühmte Tempel des Osiris, der zu Abydus hoher Verehrung genoss und von ihm einen seiner gebräuchlichsten TitelHerr von Ebot (der alt- ägyptiselie Name der Stadt) erhielt. Er wurde von Ramses dem Grossen vollendet, der ihn mit einem prachtvollen Allerheiligsten be­reicherte, dessen Wände durchaus mit orientalischem Alabaster be­kleidet waren. Er gab auch den zahlreichen Kammern und Höfen viele kunstreiche und wohlausgeführte Skulpturen und liess auf der Wand eines der Seitengemächer die bekannte Namenliste der ägyptischen Könige anbringen. Diese wichtige Urkunde enthielt ursprünglich die Namen aller Vorgänger Ramses des Grossen. Unglücklicherweise aber wurde der Anfang weggebrochen, sodass die Reihe der ältesten Pha­raonen für uns verloren ist. Indess hat man wenigstens die Genug- thuung, dass diese Liste vollkommen mit den Namen und Daten auf