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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Theben.

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Eine Dynastie von äthiopischen Königen herrschte in Theben, deren Namen wir ebenfalls auf hiesigen Monumenten finden.

Noch einmal, unter seinen letzten Pharaonen, erhob sich Aegypten auf kurze Zeit zu schwunghaftem Schaffen. Das Labyrinth wurde erneuert, gewaltige Tempelhöfe angelegt in Memphis und Sais, und in den Verzierungen der Grüfte bei Theben, welche aus dieser Periode stam­men, erkennen wir eine Feinheit und Eleganz der Sculpturen, welche der besten Vorbilder der früheren Zeit würdig ist. Die Könige sind Psammetich I.. der die ersten Griechen ins Land zog und Necho II., der im Thal M'egiddo die Juden besiegte, aber später in der Schlacht bei Karkemisch dem Nebukadnezar erlag. Der letzte König von Be­deutung, Amasis, eroberte Cypern. Da erschien Kambyses an den Grenzen Aegyptens, siegte in der Schlacht bei Pelusium. eroberte Aegypten und zerstörte seine Tempel, soweit dies möglich war. In der Zeit seiner Nachfolger wurde weder in Theben noch anderwärts ein neues Heiligthum gebaut oder mit dem Schmuck älterer Tempel fort- gefahren.

Nach Alexander des Grossen Sieg über Persien kehrte das ägyp­tische Volk mit neuer Liebe zu dem alten Göttersitze zurück, und wir finden das Innere der Tempel von Luxor und Karnak unter des jungen Alexander und Philipp Aridäus Namen wieder aufgerichtet. Unter den Ptolemäern gab es gute Zeiten für die ägyptische Kunst. Doch war die alte Bedeutung Thebens längst an Memphis, wo die letzten Pha­raonen, und an Alexandria, wo die Ptolemäer residirten, übergegangen, und als vollends die Stadt Theben sich einst der Laune des Volks von Alexandrien und einem von diesem begünstigten Ptolemäer Soter II. nicht fügen wollte, wurde sie von diesem belagert, nach drei­jährigem Widerstande eingenommen und vollständig verwüstet. Schon zu Strabos Zeit war es nur noch in einzelnen Gruppen oder dorf- mässig bewohnt, und so ist es noch heute. Nur die Reste der Königs­burgen und die der grossen Tempel sind noch vorhanden. Von der Stadt, die sie umgab, ist nichts mehr zu sehen, ihre Lehmmauern haben sich längst wieder in grünes Fruchtland aufgelöst.

Die Stadt bestand nämlich ohne Zweifel aus geformtem Nilschlamm, wie die heutigen Orte des Nilthals. Wir haben sie uns in den Quar­tieren am Strome hoch und gedrängt vorzustellen. Die Häuser hatten vier und selbst fünf Stockwerke mit kleinen Fenstern, die durch bunte, durchbrochene Laden geschlossen waren. Zu oberst war statt eines schiefen Daches die zinnengesäumte Terrasse, die in der Mitte eine Oeffnung hatte, durch welche der Luftzug zur Kühlung in das Innere des Hauses geleitet wurde. Bisweilen war über dieser Terrasse noch ein flaches, von Säulen getragenes Dach. Die Strassen waren eng. wie es das Klima forderte, damit sie kühl blieben, vielleicht auch über­spannt mit Matten, wie heutzutage, zum Schutze der unten befindlichen Bazars. In den letztem gab es die Kostbarkeiten, welche die Gräber, wenn nicht alle in Wirklichkeit, doch in Sculpturen und Gemälden aufbewahrt haben, jene Polsterstühle in brennenden Farben, jene