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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Theben.

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gewisse Greuze hat die ägyptische Kunst sich niemals erheben können. Aber dieselbe Grenze hat sie, bank ihrer Starrheit, auch gegen unten, und ist unter diese nie herabgesunken.

Wir gehen jetzt zu einigen Andeutungen in Betreff der Art über, wie man Theben am Besten sieht. Es ist dabei vorausgesetzt, dass der Reisende den hiesigen Alterthümern nur drei Tage widmen kann, wie wohl es wünschen»werth ist, wenigstens vier Tage: einen für die Tempel und Paläste der Westseite, einen für die Gräber der­selben, einen für Luxor und einen für Karnak zur Verfügung zu haben.

Die von Kairo kommende Barke legt gewöhnlich vor Luxor an, wo Provisionen zu haben sind, wo die Consularagenten wohnen, wo die Post ist und wo man sich am leichtesten Führer verschafft, die man hier wenigstens für die sehr zerstreut liegenden Sehenswürdig­keiten des westlichen Ufers nicht entbehren kann. Ein Führer erhält für den Tag 5 Francs. Für ein Pferd wird auf dieselbe Zeit 34 Francs, für einen Reitesel 10 Piaster gezahlt. Unter den Führern für die Westseite ist der Araber Achmed Gurgar als am Besten unterrichtet zu empfehlen. Han hüte sich vor zu raschem Ankauf von Alterthü­mern, Bcarabäcn, Götterfiguren von blauem Glas, Glasperlenschnuren, altägyptischen Petschaften, Ringen mit Hieroglyphen, welche allent­halben in Menge angeboten werden. Manches davon ist unzweifelhaft echt, noch mehr davon aber ist modernes Fabrikat.

Wer das Beste nicht vorweg nehmen will ein Verfahren, wo man in den Fall kommen wird, bei der Erinnerung an jenes Beste das Geringere zu gering zu achten beginne seine Betrachtung Thebens mit der Westseite, und zwar rathen wir in Bezug auf die einzelnen Punkte folgende Verthcilung auf jene drei Tage an.

Erster Tay. Man lasse sich von Luxor (nachdem man sich auf der Barke mit kalter Küche, Wein und einigen Gullihs voll Wasser versehen) früh am Morgen nach der Westseite übersetzen und besuche zunächst den Tempel von Kurna, sodann das Memnonium und die Kolosse und schliesslich die Ruinen von Medinet Habu.

Zweiter Tay. Man begebe sich zuerst nach den Grüften des Assasif, sehe dann die Tempel von I)ayr el Bahri und Bayr el Medi- nah (von denen beiläufig gesagt nur geringe Reste übrig sindl und begebe sich dann entweder zu Fuss über das Gebirge oder zu Pferd auf einem Umwege nach den Königsgräbern, zu deren Besichtigung, wenn man auch nur die wichtigsten (mit Nummern 6, 9, 11, 14 und 17 bezeichnet) in Augenschein nimmt, man mindestens 4 Stunden bedarf.

Dritter Tay. Man besuche Luxor, welches nur kurze Zeit erfor­dern wird, und reite dann nach Karnak, dessen Ruinen die Krone der Herrlichkeiten von Theben sind. Glücklich ist, wer auf die Betrachtung dieses Punktes zwei Tage verwenden kann, einen, um einen vorläufigen Eindruck zu gewinnen, und einen zweiten zu genauerer Betrachtung der Einzelheiten, die es allein ermöglicht, ein bleibendes Bild von diesem Riesenbau, der zugleich das älteste Monument Thebens ist, mit nach Hause zu nehmen.