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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
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Theben.

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Osirei und Bamses II. die Embleme der Königswürde aus den Händen der Gottheit empfängt.

Der interessanteste Theil dieses Tempels ist die Seitenhalle, welche nebst den drei hinter ihr liegenden Gemächern von Osirei zu Ehren seines Vaters Bamses I. erbaut und von Bamses II. mit Sculp- turen versehen wurde. Die auf der Vorderwand, rechts, wenn man durch die Thür tritt, stellen auf der untern Abtheilung den König Bamses II. dar, wie er von Mandu bei Amunre eingeführt wird, hinter welchem sein Grossvater Bamses I. mit den Attributen von Osiris steht. Heber ihm lesen die Gelehrten:Der gute Gott, Herr der Welt, Sohn der Sonne, Herr der Gewaltigen, Bamses der Verstorbene, geehrt von dem grossen Gott, dem Herrn von Ebot (d. i. Osiris). Thot_, der Gott der Buchstabenschrift, notirt die ruhmvollen Begierungsjahre des Königs auf einen Palmenzweig. Auf der obern Tafel wird er dem Gotte von Atmu und Mandu vorgestellt, welcher, indem er ihm das Emblem des Lebens reicht, zu ihm sagt:Ich habe dich begleitet, damit du den Tempel deinem Vater Amunre weihest.

Auf der Tafel über der Thüre empfangen zwei Figuren Bamses I. auf Altären sitzend die Opfer oder Gebete seines Enkels. Die eine trägt die Krone des obern, die andere die des untern Beiches. Auf der andern Seite opfert der König dem Amunre, dem Konso und dem verstor­benen Bamses I., und auf den andern Seitenwänden empfängt Osirei ähnliche Ehrenbezeugungen.

In der Mittelhalle betet Osirei vor der Statue seines Vaters. Alle Seitenkammern sind von Bamses II., und auf den Simsen der Seitenthüren in der grossen Halle befindet sich auch der Name seines Sohnes Pthamen, der später hinzugefügt wurde.

Die Königin Ames Nofriare kommt noch einmal in dem Hofe vor, und auf der Aussenseite der Nordostecke, sowie auf dem Bruch­stücke einer Wand der anderen (südwestlichen) Seite ist ein äthiopi­scher Ochs und ein ziegenartiges Thier abgebildet, wie sie von Prie­stern herbeigeführt werden.

Manche von den Sculpturen zeigen noch die Farben, mit denen sie einst bemalt waren. In der Nachbarschaft nach Westen zu befinden sich noch einige Granit- und Sandsteinblöcke, die zum Theil mit Sculpturen bedeckt sind, aber nur für Gelehrte von Interesse sind. Wir begeben uns, ohne sie weiter zu beachten, nach dem

Slemnonium oder Rameseum

welches wir schon von Weitem in der Ebene an seinen gelben Säulen erkennen. Das Memnonium ist seiner edlen und klaren Verhältnisse, der Eleganz seiner Sculpturen und seiner symmetrischen Architektur wegen eines der gefeiertsten Bauwerke der ägyptischen Kunst. Auch ist es am erquicklichsten dort zu verweilen, da in unmittelbarer Nahe niemals ein Fellahdorf gestanden hat, der Boden der Buine somit reiner Wüstensand, nicht der zerfallene Koth alter Nilschlammhütten