Theben. 153
versendet ihn gegen eine von den Barbaren besetzte Festung. Das ägyptische Heer und die um den König befindlichen Anführer stehen hinter ihm in vier Parallelreihen.
Den zweiten Tag beginne man mit einem Besuch der Königsgrüfte im Biban el Moluk und lasse dann die Priestergräber folgen.
Die Königsgrüfte
befinden sich in einem hinter Kurna beginnenden Thale, welches von den Arabern Bah oder Biban el Moluk, d. i. das Thor der Könige genannt wird. Die Wahl dieses Ortes zu einer Begräbnissstadt muss eine sehr glückliche genannt werden; es ist ein dürres, bäum- und strauchloses Wüstenthal, von steilen Felsen oder in voller Verwitterung begriffenen Bergen oingeschlossen, die fast alle weite Spalten und Bisse haben. Ihre Spitzen sehen wie verbrannt aus, kein Thier, ausser dem Schakal, lässt seine Stimme in dein öden Grunde hören.
Wir schildern von den Grüften, deren bis jetzt gegen 20 aufgefunden sind, und welche sämmtlich die Form von in die Bergwand getriebenen Stollen haben, im Folgenden nur die ausführlicher, welche die interessantesten sind und deshalb von allen Beisenden besucht zu werden verdienen, und bemerken nur noch, dass man sich zu diesem Ausfluge mit Kerzen oder Fackeln zu versehen hat. Material zur Anzündung eines Feuers in den beiden berühmtesten pflegt der Führer zu besorgen.
Wir steigen zunächst in das von Belzoni zuerst geöffnete Grab, welches mit Nr. 17 bezeichnet ist und den Leichnam des Königs Sethos, des Vaters des Sesostris enthielt. Es ist sehr gut erhalten und reich an Sculpturen wie kein anderes. Durch einen geneigten Gang und eine steile Felsentreppe steigt man in eine von 4 Pfeilern gestützte, mit prächtigen Bildwerken geschmückte Kammer hinab, an deren linker Seitenwand eine zweite Treppe weiter in die Tiefe hinah- fiihrt. Man behalte dieselbe wohl im Gedächtniss, da man, indem sie kein Geländer hat, hier leicht Schaden nehmen kann. In gleicher Dichtung mit der Treppe, aber auf einem Boden mit jener Vierpfeilerkammer liegt ein Gemach mit zwei Pfeilern. Folgen wir der zweiten Treppe, so kommen wir durch weitere geneigte Gänge in eine von sechs Pfeilern getragene Kammer, an welche sich endlich der hohe gewölbt geschnittene Saal anschliesst, in dem früher der Alabastersarkophag des Königs stand. Treppen, die jetzt verfallen sind, führten im Boden unter dem Sarkophag noch ins Unbestimmte weiter. Die totale horizontale Länge dieser Katakomben beträgt 320 F uss und ihre perpendiculare Tiefe 90 Fnss.
Sculpuren. Die im ersten Gange bestehen aus Hieroglyphenlinien, die sich auf den König Sethos (Osirei), „den Liebling des Pthah“ beziehen. Auf den Wänden der Treppe, welche auf den Gang folgt, sind auf der einen Seite 37 auf der andern 39 Genien von verschiedenen Formen dargesteilt, von denen einer Ströme von Thränen