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in den zweiten kleinem Hof, der auf jeder Seite Pfeiler hat, hinter denen zwei geschlossene Corridore sind. Weiterhin folgen ähnliche Pfeilersäle, bald gross bald klein, bis ein Gang nach rechts von Treppe zu Treppe in ein Gemach bringt, aus dem sich ein Schacht in die Tiefe senkt. Wenden wir uns in die Thür oberhalb der Treppe rechts, so gelangen wir in eine zweite Richtung und bald in eine dritte, gleichfalls im rechten Winkel ansetzende, die uns abermals in einen Schacht führt. Wer sich in diesen hinablassen will, der kommt in ein Gemach hinab, aus dessen Boden wieder ein Schacht in ein noch tieferes Gemach hinuntergeht, und am hinteren Ende dieses tiefsten öffnet sich hoch oben unter der Becke der Zugang zu einem allerletzten, den mit acht Nischen versehenen Sarkophagsaal. Schreiten wir aber an der Mündung des obern Schachtes vorbei, so gelangen wir in einen Raum, wo der vierseitige Gang eine Felsmasse losscheidet, die durch architektonische Decoration selbst wie ein Sarkophag behandelt ist. Genau darunter befindet sich jener wirkliche Sarkophagsaal. Alle diese verschiedenen Räume sind mit unendlicher Sculptur bedeckt.
Indem wir nun zu den andern interessanteren Grüften übergehen, schildern wir zunächst eines der sehenswertheren, von denen von Kurnet Murrai. Es gehört dem König Amun Toonh an. Hier sieht man ihn auf seinem Thron unter einem reichdecorirten Baldachin sitzen. Hinter ihm steht ein Diener, der einen Fächer und den Scepter des Fürsten hält. Eine Procession naht sich in vier Reihen. In der ersten gehen Aegyptor aus. der Priester- und Kriegerkaste, mehrere Frauen und verschiedene junge Leute, welche Blumensträusse und Baumzweige tragen. Vor ihnen geht ein Schreiber her, welcher den Titel eines Königsohns und Fürsten von Kusch (Aethiopien) führt. In der zweiten Reihe bringen schwarze Häuptlinge von Kusch Geschenke: Goldene Ringe, Häute, Federschirme, einen Ochsen, der auf seinen Hörnern einen kleinen Garten und einen Fischteich trägt. Einige werfen sich dem ägyptischen Monarchen zu Füssen. Die dritte Linie ist eine Fortsetzung dieser Geschenke: Säcke voll Edelsteine und Goldstaub, Ka- meloparden, Pantherfelle und langhörnige Rinder, deren Köpfe seltsam mit Negerköpfen und Negerhänden geschmückt sind. In der obern Reihe erscheint in einer von Ochsen gezogenen Karosse die Königin mit andern Gaben: einem Wagen, Schilden mit Ochsenköpfen, Stühlen, Betten u. a. Hinter ihr kommen Neger in Felle gekleidet und Weiber, welche auf ihrem Rücken Körbe mit Kindern tragen.
In einem andern, leider sehr zerstörten Grabe dieser Gegend ist eine Jagd dargestellt, die bewundernswürdig gut gezeichnete Thiere zeigt. Ein Fuchs, ein Hase, Gazellen, Antilopen, Strausse und wilde Ochsen fliehen vor den Hunden, und das Stachelschwein und die Hyäne ziehen sich nach dem Gebirge zurück. Eine weibliche Hyäne bleibt zurück und erhebt sich, um ihre Jungen zu vertheidigen. Der Jäger folgt den Hunden und schnellt seine befiederten Rohrpfeile auf die fliehenden Thiere ab.