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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
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Theben.

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Die zweite Abtheilung derselben Linie zeigt uns den ägypti­schen Heldenkönig, wie er abgestiegen von seinem Streitwagen, Kopf an Kopf mit den Führern des feindlichen Heeres kämpft. Einer ist bereits unter seiner Lanze gefallen, und indem der Sieger auf seinen hingestreckten Leichnam tritt, packt er seinen Gefährten, welcher ebenfalls bestimmt ist, unter seiner gewaltigen Hand zu sterben. Im Triumph zurückkehrend, führt der König vor seinem Wagen die ge­fesselten Gefangenen her, die er nebst der in den eroberten Städten gewonnenen Beute Amunre, dem Gotte von Theben opfert. Die Beute besteht aus Vasen, Silber, Gold u. s. w.

Die unterste Linie beginnt mit einem Treffen zwischen den Aegyptem und den Rotno, die mit Fussvolk und Streitwagon im Felde erschienen sind. Der Feldherr der letztem ist durch die Pfeile des ägyptischen Herrschers verwundet, welcher ihm auf den Fersen folgt und eines seiner Pferde mit seinem Speere niedersticht. Er versucht sodann seinen Wagen zu verlassen, da sein Begleiter an seiner Seite mit Wunden bedeckt niedersinkt. Die Niederlage der Gegner ist voll­ständig entschieden und sie fliehen in der äussersten Verwirrung. Einer ist zu Pferde auf ägyptischen Bildern ein seltener Anblick. Der nächste Gegenstand ist die siegreiche Rückkehr des Königs Osirei. Von seinem Wagen steigend, tritt er in den Tempel Amunres, um ihm seine Gefangenen und seine Beute vorzuführen. Dann erschlägt er, vor dem Antlitze des Gottes, mit einer Streitkeule die Gefangenen der beiden besiegten Nationen, von deren Städten und Bezirken die Namen andern Figuren auf der untern Fläche der Mauern beigegeben sind.

Die Reihe der andern historischen Bilder beginnt an der süd­östlichen Ecke. In der untern Linie von Bildertafeln stürmen die Aegypter im offenen Felde gegen das Fussvolk eines asiatischen Feindes an. Es sind abermals die Rotno (auch Rotenno gelesen). Ihre Farbe und Kleidung (wofern sie dieselben sind, welche die Bilder in den Gräbern darstellen) lassen keinen Zweifel, dass sie ein Volk waren, welches sehr weit nördlich von Aegypten wohnte. Die Aegypter schla­gen sie in die Flucht und machen zahlreiche Gefangene. Sie kehren dann zurück nach der Heimath und ihr Marsch führt durch eine Reihe von Ländern, von denen einige ihnen Befreundet, andere ihnen tribut­pflichtig zu sein scheinen. Die Bewohner einer Festung kommen heraus, um sie zu begrüssen. Sie tragen allerlei Geschenke, Vasen, Säcke mit Gold u. s. w., die sie mit allen Zeichen der Ehrerbi tigkeit dem Monarchen Aegyptens zu Füssen legen. Späterhin stösst er wiederum auf Wider­stand und sieht sich genöthigt, ein feindliches Heer anzugreifen und eine stark befestigte Stadt zu bestürmen, welche auf einem hohen Felsen liegt und von Wasser umflossen ist, mit Ausnahme des Tlieils, welcher durch die Steilheit der Klippe, an deren Rand sie gebaut ist. unzu­gänglich gemacht wird. Dieselbe scheint des Angriffs zu spotten, aber (dies ist an der Ecke der Mauer dargestellt) die Aegypter siegen wiederum und die Gegner bitten um Frieden.