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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Theben

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Wald, und es werden vom König Herolde an sie abgeschickt, die ihnen unter der Bedingung, dass sie künftig gehorsam sein und einen jähr­lichen Tribut zahlen wollen, Schonung ihres Lebens versprechen. Hie hier dargestellten Bäume sind wahrscheinlich Cedern; denn der Ort wird in den h eigeschriebenen Hieroglyphen Lemanon genannt, und Lemanon soll ohne Zweifel den Libanon bedeuten. Von seinem Wagen steigend, erwartet der König ihre Antwort. Dieselbe wird von einem ägyptischen Officier überbracht, welcher mit ehrerbietigem Grusse vor dem Gebieter meldet, dass seine Sendung von Erfolg gewesen ist.

Auf der dritten Abtheilung gibt der Held einen Beweis seiner physischen Kraft und seines Muthes, indem er, in der Hitze des Kampfes vom Wagen gestiegen, unter jeden Arm zwei gefangene Häuptlinge klemmt, während andere, mit Stricken gefesselt, ihm folgen, um seinen Triumphzug zu schmücken.

Auf der andern Mauer, auf der Südwestseite der grossen Halle, sind die Siege seines Sohnes Ramses II. dargestellt. Es scheint daraus hervorzugeheu, dass der Kampf mit demselben Volke wälirend der Re­gierung dieses Pürsten fortgesetzt wurde. In den obern Bildertafeln am Kordwestende greift Ramses die Feinde an und schlägt sie in die Flucht. Sie ziehen sich in ihre befestigte Stadt zurück, die auf einem Berge liegt. Er stürmt dann eine andere Eestung, liefert in der nächsten Abtheilung eine Schlacht im offenen Felde, siegt auch hier und macht viele Gefangne. Her Rest der Gegner sucht Zuflucht in einer Stadt, welche die Aegypter stürmen und einnehmen. In allen diesen Darstellungen (eine ausgenommen) ist der König zu Fusse, trägt sein Schild und einen S : peer, wodurch angedeutet wird, dass diese Orte mit Sturm genommen wurden. In der untern Bilderreihe fährt er in seinem Wagen auf die Wälle einer Festung zu, weiterhin stürmt er eine zweite zu Fuss, dann erscheint er wieder in seinem Wagen vor einer dritten. Der Rest ist sehr zerstört, aber man sieht, dass diese Bilder ihn darstellten, wie er die Beute und die Gefangenen dem Gotte des Tempels darbrachte.

Hinter der Seitenthür der Halle in der obern Reihe folgen abermals Schlacht- und Belagerungsscenen. Dann wirft Ramses dem feindlichen Anführer, den er in seinem Wagen eingeholt, seine Bogen­sehne als Schlinge um und haut ihn, indem er auf den Bogen ge­stützt, vorschreitet, mit dem Schwerte nieder. Die Niederlage des feindlichen Heeres ist damit entschieden, und dasselbe flieht in äus- serster Verwirrung. Die Gegenstände dieser Reihe endigen mit einem Opfer vor der Gottheit von Theben. Aehnliche Bilder wiederholen sich auf den Tafeln der untern Linie. Die übrigen Mauern dieses Saals und der anstossenden Höfe hatten gleichartige Sculpturen. Die von Scheschonk, dem Schischak der Bibel, in seinem Feldzug gegen Je­rusalem (971 v. Chr) gemachten Gefangenen (worunter nach den Hie­roglyphen der jüdische König ist) befinden sich auf der südwestlichen Mauer des Haupttempels: aber der grössere Theil der anderen Gegen-