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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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196 Von Assuan bis Wadi Haifa.

ablialten Hessen, Unteräthiojiien (d. h. Nubien bis zum zweiten Kata­rakt) als zu ihrem Beiche gehörig anzusehen und zu der Ausschmückung der dort bereits stehenden Tempel beizutragen.

Während man im ganzen heutigen Unternubien, dem Lande zwischen den beiden ersten Nilkatarakten nicht mehr als drei Moscheen antrifft, die überdiess noch ziemlich unbedeutend sind, werden die Stationen stromaufwärts durch eine lange Beihe von Buinen alter Tempel bezeichnet. Sie befinden sich sämmtlich auf dem linken Ufer, rechts beim Hinauffahren, und gehören zum Theil in die älteste Zeit des Pharaonenreichs.

Die ersten Euinen von einigem Interesse sind die von Dabod. Es ist ein wohlerhaltenes Tempelhaus, welches von dem äthiopischen König Aschar-Amun, einem Nachfolger Ergamuns, Zeitgenossen des Ptolemäus Philadelplius, gegründet und unter Ptolemäus Philometor, unter Augustus und Tiberius mit Sculpturen geschmückt worden ist und derselben Götterdreiheit, wie der Tempel von Philä, geweiht war. Das Hauptgebäude beginnt mit einem Porticus oder Hof, der in der Front vier unten durch Zwischenschranken verbundene Säulen hat. Im Innern stösst man auf ein Mittelgemach und zwei Seitenkammern nebst einer zu den obern Gemächern führenden Treppe. Dann folgt ein zweites Mittelzimmer unmittelbar vor dem Adytum, und zwei Seiten­räume. Die drei Pylonen vor dem Tempel folgen nicht in gleicher Entfernung von einander, und das Ganze ist mit einer Mauer umgeben, von welcher der erste der Pylonen das Eingangsthor bildet.

Das Adytum ist ohne Sculpturen, aber zwei Monolithen in dem­selben tragen die Namen von Physkon und Kleopatra, und in der Vor­derkammer des Naos liest man den des Königs Aschar-Amun, des Lieblings der Isis. Im Porticus sind die Götter Thoth und Horhat beschäftigt, auf Tiberius Embleme des Lebens und der Eeinheit aus­zuschütten.

Weiterhin folgt die luftige malerisch auf der Höhe gelegene Tempelruine von Gertasse, eine Gruppe von sechs Säulen mit Hathor- masken als Kapitalem, und zwei von den Säulen sind durcli den langen Steinbalken, den sie tragen, noch verbunden. Sculpturen hat der Tem­pel nur auf einer der Säulen westlich.

Bald nachher trifft man die gebrochenen Quaderwände der zwei kleinen Tempel von Tafah, unmittelbar vor dem schwarzen Granit- gebirg, durch welches hier der Nil einem langen Felsenpass entströmt.

Bedeutsamer ist der Name Kalabschi. Hier befinden sich die Trümmer des grössten der freistehenden Tempel Nubiens. Derselbe wurde unter Augustus gebaut, unter Caligula, Trajan und Severus mit Sculpturen versehen, aber niemals vollendet und später arg verwüstet. Treppen führen vom Flusse nach einer ersten und von dieser nach einer zweiten Terrasse. Ein Pylon von behauenem Sandstein erhebt sich mächtig über das weite Portal, und von Aussen hat das Gebäude ein höchst imposantes Aussehen. Wahrscheinlich schwächte sein In­neres einst den hierdurch hervorgebrachten Eindruck nicht, aber gegen-