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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
197
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Von Assuan bis Wadi Haifa. 197

wärtig ist es fast nur eine Masse durcheinandergestürzter Trümmer, aus denen sich schwer auf die einstige Gestalt schliessen lässt. Das Portal führt zunächst in einen zusammengefallenen Säulenhof, der von den eignen Trümmerstücken hoch angefüllt ist, und vor das Tempelhaus selbst, das ungefähr so wie in Edfu zwischen pyramidal ge­neigten Seitenwänden durch vier unten verbundene Säulen sich öffnet. Die Säulen unter ihrem verstümmelten Steingebälk erinnern durch ihre zierlichen Kapitale von Weinlaub und Palmenzweigen, dass wir einen Bau sehr später Zeit vor uns haben und somit nicht erwarten dürfen, an den Wänden der Gemächer historische Bildwerke zu finden. In der That sind es nur die gewöhnlichen Opferspenden römischer Kaiser, die wir auf der Wand der hintern Kammern gewahr werden, und die, wie schon wiederholt bemerkt, nur den Werth von Datumsangaben besitzen. Diese Kammern, eine hinter der andern, von abnehmender Höhe, jede mit zwei Säulen, sind durch die niedergebrochene Decke grossentheils tief verschüttet. Wo die Decke sich erhalten hat, erscheint sie blau mit goldenen, jetzt sehr erbleichten Sternen.

Nicht ohne beträchtliche Genugthuung wendet sich der Freund der altägyptischen Kunst von den poesielosen handwerksmässigen Sculp- turen der römischen Aera zu den reinen und anmuthigen Schöpfungen des Pharaonenzeitalters, welchen man in dem nahegelegenen, zur Zeit Ramses des Grossen entstandenen und dem Amunre nebst Kneph und Anauke geweihten Höhlentempel von Bet el Wally begegnet. Derselbe besteht aus einem kleinen Allerheiligsten, einer von zwei dorisch hoch­gestreiften Säulen sehr alten Styls getragenen Vorhalle und einem kleinen Hofe. Am obern Ende der Halle sind zwei Nischen, von denen jede drei sitzende Figuren in Hautrelief enthält, und auf den Mauern des Hofes aussen vor der Halle sind die Siege Ramses abgebildet.

Die Seulpturen beziehen sich auf die Kriege dieses Pharao gegen die Kuschi oder Aethiopier und gegen die Scliori, eine Nation des steinigen Arabiens (nicht, wie Champollion meint, die heutigen Bi- schari), welche, früher von den Aegyptern unterworfen, sich gegen die­selben aufgelehnt hatten, und von Osirei und Ramses II. wieder tri­butpflichtig gemacht wurden.

Auf der rechten Wand sieht man den König Osirei auf einem Throne unter einem Baldachin sitzen und die von den besiegten Aethio- piern dargebrachten Geschenke in Empfang nehmen. Den Gabenspendern geht der Fürst von Kusch Amunmatape voran, der von seinen beiden Kindern begleitet ist und von dem ältesten Sohne des ägyptischen Herrschers, Ramses, bei seinem Vater eingeführt wird. Die Geschenke bestehen in Tischen und Schränken, die mit goldenen Ketten bedeckt, sind, Pantherfellen, Beuteln mit Goldstaub, Ebenholzstämmen, Elephan- tenzähnen, Straussenfedern, Bündeln von Bogen und Pfeilen und kost­baren Möbeln. Nach diesen Reiclitliümern kommen andere äthiopische Gesandte mit einem Löwen, Ochsen und Gazellen.

Die untere Reihe beginnt mit dem Fürsten Aethiopiens. dessen Gefolge die Pflanzen ihres Landes und verschiedene merkwürdige Thiere