212 Der Suez-Kanal.
Zagazig an auf dem Süsswasserkanal in einer von zwei Maultliieren, gleich den holländischen Treckschuiten, gezogenen „Postdahabye“ zurücklegen musste. Die neu entstandenen Hauptorte des Kanals sind Ismailia und Port-Said. Ismailia liegt in geringer Entfernung vom Timsahsee und besteht aus dem arabischen Dorf, der eigentlichen Stadt und dem griechischen Viertel. Die Stadt ist nach einem vollkommen regelmässigen Plane gebaut und weit hinaus im Halbkreise von einem Süsswasserkanal umgehen, der von üppigen Wiesen begrenzt wird. In Ismailia ist der Sitz der Suezkanalverwaltung und des ägyptischen Gouverneurs des ganzen Isthmus. Die Häuser haben, mit Ausnahme der einstöckigen Gebäude am Champollion-Platze, bloss ein Erdgeschoss, sind von Gärten umgehen, regelmässig gebaut, bequem und reinlich, aber sehr einförmig ; nur die Gebäude der Generaldirection am Mehemet- Ali-Quai sind weitläufig und prachtvoll. Namentlich der Hauptplatz gewährt durch Blumenbeete und Baumanlagen einen reizenden Anblick. Die besteUnterkunft findet man im Hôtel des voyageurs, ausser welchem es noch 5 bis 6 andere Gasthöfe gibt. Ein italienisches Gasthaus trägt die Ueberschrift: „Locanda di Giuseppina cletta Garibaldiana“. Weit mehr Bewegung und Leben als in der Stadt herrscht in dem griechischen Quartier. Die Bewohner bestehen aus Griechen, Italienern und Franzosen. Erstere sind grossentheils Bäcker. Der -tägliche Dienst zwischen Ismailia und Port-Said wird mittelst Dampfbarken bewerkstelligt, welche den Weg auf dem Kanal in zehn bis elf Stunden zurücklegen.
Da die Franzosen der tonangebende Theil der Bevölkerung sind, so fehlt es nicht an Café chantants, Läden, Bazaren, Hotels mit wohlklingenden Namen, Quais und dgl., jedoch auch nicht an Spitälern, Aerzten und Apotheken, denn der Ort war schon im Alterthum als Haltepunkt der Karawanen von und nach Syrien wichtig. Von da ab konnte der eigentliche Kanal bis jetzt nur in nördlicher Richtung befahren werden, während man in der Fortsetzung den Süsswasserkanal benützen musste. Wer den Kanal jetzt in seiner ganzen Länge zu besichtigen wünscht , der fährt am zweckmässigsten von Ismailia mit der Eisenbahn nach Suez, dem Endpunkte des Kanals am rothen Meere, das übrigens nebenbei gesagt von tief blauer Farbe ist.
Suez liegt in öder, wasser- und baumloser Gegend und war noch vor wenigen Jahren ein armes und schmutziges Städtchen, das nicht einmal unmittelbar am Meere lag. Die Schiffe konnten nicht bis an das Ufer gelangen, sondern lagen eine halbe Stunde weit entfernt, so dass man erst mit flachgehenden Booten zu ihnen fahren musste. Jetzt ist das Alles anders geworden.
Am Gestade des Meeres ist eine neue Stadt von etwa 20.000 Einwohnern entstanden, mit Consulatsgebäuden, Gasthäusern, Läden, Werkstätten und Fabriken, deren dampfende Schornsteine hoch über die Häuser emporragen, und in denen es überall hämmert und pocht. Die Compagnie der französischen Messageries hat ein bewunderungswürdiges Bassin angelegt, in welches die grössten Seeschiffe ein- laufen, ein- und ausladen können, mit Schiffswerften zur Ausbesserung