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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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214 Der Suez-Kanal.

als Vorberge der Sinaikette hervor, in deren Nähe man Spuren einer römischen Strasse und Reste der Stadt Arsinoë entdeckt hat. Auf dem ganzen Seestriche findet man sehr viele Muscheln und Fossilien, welche darauf hindeuten, dass das rothe Meer einst bis dorthin gedrungen war. Dann durchzieht der Kanal den Thalweg der bittern Seen, wo sich keine besonderen Schwierigkeiten darboten. Hierauf schneidet er die Schwelle von Serapetm, sogenannt von einem alten Tempel des Se- rapis, der sich dort befand.

Im weiteren Laufe trifft er auf den kleinen Süsswassersee Behar el Timsah (Krokodilsee), an dessen südlichem Ende ein grosses Zeltlager aufgeschlagen ist, welches nach dem Sohne Said Paschas den Namen Tussum erhalten hat. Nördlich vom Timsahsee zweigt sich ein Kanal ab, welcher den Seekanal mit dem Süsswasserkanal, folglich mit dem Nil verbindet. An jenem Seitenkanale liegt das bereits erwähnte Ismailia. Ob das ursprüngliche Projekt, aus dem Timsahsee einen grossen Binnenhafen zu machen, ausgeführt werden wird, ist noch ungewiss. Von da ab hatte die Ausgrabung des Kanals die grössten Schwierigkeiten zu überwinden. Es mussten die Sandhügel von el Guisr, d. h. Berg, durchstochen werden, und dieser Durchstich ist unten 200, oben 300 Fuss breit und in der Mitte 90 Fuss tief. Zu Leb­zeiten Said Paschas arbeiteten abwechselnd Tag und Nacht 20000 Mann mit Schaufeln und Hacken. Als aber Ismail Pascha im Februar 1863 zur Regierung kam, forderte er in Uebereinstimmung mit der Pforte die Aufhebung der Frohnden (corvées). Darauf kam es im August 1864 zu dem bekannten Schiedssprüche Napoleons, welcher zw r ar in wesentlichen Punkten dem Vicekönig und der Pforte Recht gab, aber die schliessliche Vollendung der Kanalbauten und das Inter­esse der Gesellschaft sicherstellte. Statt der Fellahs arbeiteten nun j Trockenbaggermaschinen, und das abgegebene Material ward nicht mehr in Körben, sondern mit Locomotiven fortgeschafft. 250 Millionen Kubikfuss Sand mussten hier ausgegraben werden, und wurden dazu benutzt, um zu beiden Seiten des Kanals Dämme von 180 Fuss Höhe auf­zuführen. Hierauf führt der Kanal in den See Baldh, einen Salzsee, an dessen östlichem Ufer ein Ort el Kantara liegt, wo man einen altägyptischen Begräbnissplatz entdeckt hat ; am südlichen Ufer des Sees liegt Ferdane, eine Häusergruppe, die aus den Arbeiter-Nieder­lassungen entstanden ist. Nachdem der Kanal dann noch eine schmale Landenge durchzogen hat, tritt er endlich in den See Menzaleh, ein stehendes Salzwasser von einigen Fuss Tiefe über einem weichen Schlammboden. Diese elf Stunden lange Strecke bot immense Schwie­rigkeiten dar. Jetzt laufen mitten durch den See in einer Entfernung von stellenweise 100 Metern zwei Dämme, die zwei Meter über das Wasser heraussehen und so fest sind, dass schwere Eisenbahnzüge über sie hingleiten, ohne dass die geringste Verschiebung stattfindet. Grosse Baggermaschinen haben den Kanal bis zu einer Tiefe von 7 Metern ausgegraben, wobei sich ergab, dass der Schlamm nur etwa 3 Fuss Dicke hatte und darunter ein sehr fester Lehmboden lag,