Touren von Kairo. 223
Noch häufiger trifft man jene sogenannten sinaitischen Inschriften auf dem andern Wege rechts. Namentlich sind die Felsen der Südseite des Dschebel El Mokattab mit ihnen bedeckt. Sie sind aber auch auf andern Stellen der Halbinsel und zwar nicht blos an den alten Pilgerstrassen, sondern bis in die entferntesten Seitenschluchten hinein zu verfolgen. Fussgrosse rohe Zeichen mit ebenso rohen Abbildungen von Kameelen und Ziegen dazwischen erscheinen flach eingehauen und nur durch ihre hellere Farbe erkennbar auf dem dunklen Stein. Noch sind sie nicht gedeutet, aber wahrscheinlich gehören sie vorchristlich arabischen, d h. zunächst amalektischen Pilgern an, welche das schöne Faranthal und den heiligen Berg Serbal zu besuchen kamen. Das crstere ist das grösste Kulturthal der Halbinsel, wird von einem Bach durchströmt, der sich nach kurzem Lauf im Sande verliert, und hat mehrere Gärten mit Palmen und andern Bäumen. Am Serbal, einem majestätischen Bergriesen mit fünf Häuptern, gibt es gleichfalls viele von jenen Inschriften.
Von hier ist es nicht fern mehr zum Sinai. Durch lange Tlial- schluchten kommt man auf eine von schroffen Wänden begrenzte kleine Ebeue, Er Baha genannt. Von hier gehen nach Süden zwei schmale tiefe Thäler hin, die nach einiger Zeit wieder zusaminenstossen und eine grössere Ebene bilden, welche Sebaieh heisst. Der Berg, den sie umschliessen und von dem zum Tlieil hohem Nachbargipfel trennen, ist der Horeb, seine südliche höhere Spitze über jener grossem Ebene der Sinai. Die Araber nennen das Ganze Dschebel Musa, d. i. der Berg Mosis. Das Gestein desselben ist, wie hier in der Umgebung, allenthalben Granit. Unten im Thale der Ostseite liegt das Kloster, ein kastellartiger Bau mit hohen Mauern, die von innen nur durch die Wipfel einiger Cypressen überragt werden. Es ist ohne Thor, so dass der, welcher hinein will, sich an Stricken in die offene Lucke eines in der Höhe von dreissig Fuss vorspringenden Verschlags hinaufwinden lassen muss. Im Innern sind verschiedene höhere und tiefere, zum Theil mit Weinlaub bedeckte Höfe und die sein - alte Kirche, in welcher sich eine Kapelle befindet, die nach der Ansicht der Gläubigen digAStelle bezeichnet, wo der Herr zu Mose aus dem brennenden Busche sprach. Die Kirche ist eine Basilika, hat eine doppelte lteihe korinthischer Säulen, ein prächtiges Altargeländer, ein Bild der Kreuzigung in Mosaik, ein Porträt Kaiser Justinians, der das Kloster gegründet, viele silberne Lampen und Leuchter, einen Sarg mit den Geheinen der heiligen Katharina, welche nach der Sage in der Nähe gefunden wurden, den silbernen Deckel eines Sarkophags mit dem Bildnisse der Kaiserin Anna von Russland, die sich hier begraben lassen wollte, u. a. m. An das Kloster j schliessen sich, gleichfalls in hohen Mauern, die Gärten, worin eine I Fülle von Birnen, Aepfeln, Aprikosen und Granaten gedeiht, und auch in den benachbarten Thälern haben die Mönche noch Olivenpflanzungeu. j
Das Kloster steht unter einem Superior, hat in der Begel zwanzig i Mönche und gehört der griechischen Kirche an. Mohammed soll es in ! einer Urkunde, die sich jetzt in Konstantinopel befindet, unter der Be- j