Touren von Kairo.
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dingung, dass die Mönche die voriiberziehenden Pilger speisen, dem Wohlwollen seiner Anhänger empfohlen haben.
Nicht weit von hier liegt der Stein, ans dem Moses Wasser schlug, und auf dem Gipfel des Sinai wird gläubigen Seelen die Spalte im Felsen gezeigt, in die sich derselbe verbarg, als die Herrlichkeit des Herrn an ihm vorüberging. Wichtiger als diese Mönchsreliquien ist uns die Aussicht von dem Berge.
Vom Kloster führt ein steiler Pfad, der bisweilen Stufen hat und zuletzt unter zwei Thorbogen durchgeht, nach Süden hinauf zur Hochfläche des Bergrückens, wo man einen Brunnen, eine dem Elias geweihte Kapelle und eine einsame Cypresse trifft. Von diesem Plateau, welches gegen Norden von schroffen Klippen überragt wird und fast senkrecht nach der Ebene Er Kahab abfällt, erhebt sich im Süden eine Felsku'ppe noch über 600 Fuss. Es ist ein ungeheurer Granitblock mit den Trümmern einer christlichen Kirche und einer Moschee. Wir überschauen von dieser Höhe, fast siebentausend Fuss über dem Meere stehend, das furchtbar wilde Gebirg, braun und schwarz, mit den gelben Sandflächen der Wüste im Norden, mit dem Spiegel des Meeres gegen Akaba und Suez und den ägyptischen Bergketten, die jenseits auftauchen. Zunächst im Südwesten ragt der düstere zackige Katharinenberg. Gegen das Südende der Halbinsel erscheint wiederum das blaue Meer zu beiden Seiten. Unter uns aber, hart am Fusse des Berges, ist jene Ebene Sebaieh, welche fast in Theaterform zum Sinai aufschaut und einst am Tage der Gesetzgebung die Versammlung des Volkes Israel umfasste.
Auf der Strecke vom Sinai bis Petra ist kein Punkt von Interesse, als Akaba, ein Kastell mit ägyptischer Besatzung, welches als Magazin für die Mekkakarawane dient und an dem in Morästen endigenden Elamitischen Golf steht. Jetzt kommt kein Schiff mehr in diesen gefährlichen Busen. Einst aber lag hier — vermuthlich hinter der sogenannten Pharaoinsel an der Westküste nahe beim Nordende des Golfs — der Hafen Ezeongeber, von wo Salomo Schiffe nach Ophir entsandte.
Petra, eine der grossartigsten Buinenstädte des Orients, liegt unter dem Berge Hör in einem Kessel, nach welchem ein Bach hinabführt. Wir folgen demselben (von Braun in der Kunstgeschichte geleitet) durch hohe Oleandergebüsche, erblicken zuerst rechts Grabdenkmale in Gestalt von quadratischen, vom Felsberg abgetrennten Massen, dann links an der Wand eine einfache Façade, die mit vier obeliskenartigen Pyramiden in einer Keihe gekrönt ist, schreiten weiter in der immer enger werdenden Kluft, und sehen endlich den Bogen eines grossen Thores in wesentlich römischem Styl dieselbe überspannen. Es folgen nun Nischen, 'Tafeln mit verwitterten Inschriften und Gräber zu beiden Seiten. Die Wände der Schlucht werden so hoch, dass die Sonne kaum noch hinein kann. Epheu hängt von Oben herab und wilde Feigenbäume strecken ihre Aeste darüber. Da endlich wird es hell, die Schlucht erweitert sich, und es erscheint die rosenroth leuchtende Façade eines hohen, in den ge^en überstellenden Fels gehauenen Prachtbans, von