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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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225
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Touren von Kairo. 225

i dem Volke El Kasuell Faraun, d. i. die Schatzkammer des Pharao, genannt.

Derselbe ist im Wesentlichen ein Denkmal römischen Styls. Wir | erblicken eine zweistöckige Tempelfa?ade, die in einer gewaltigen über i 100 Fuss hohen Nische steht. Die Felswand ist grau, die Sculptur in der Nische rosent'arben. Im untern Theile stehen sechs korinthische Säulen, von denen die mittleren vier einen reichen Giebel tragen. Unter letzterem öffnet sich die Vorhalle in gleicher Breite, sodass nur die mittelsten beiden Säulen frei werden durch den Baum, den sie hinter sich haben. Eine davon ist leider ausgebrochen. Ueber dem Giebel dieses untern Stockwerks erhebt sich ein zweites, das gleichfalls von einem Giebel, aber in ganzer Breite überspannt wird; nur ist dieser nicht vollständig, sondern in der Mitte ausgeschnitten, sodass nur rechts und links eine Giebelecke, jede von zwei Säulen in der Front gestützt, stehen blieb. In der Mitte aber ist ein freier Raum, dessen Wände abermals mit Säulen geschmückt sind. In dieser freien Nische, über dem Giebel des untern Stockwerks, erhebt sich ein runder Säulenthurm mit einem runden Daehe, auf welchem eine Urne steht, in der nach dem Glauben des Volks grosse Schätze liegen.

Das Ganze ist eine Gruft. Durch eine schöne Pforte treten wir ans der zweisäuligen Vorhalle in das Innere, welches sich nach hinten und nach beiden Seiten in drei kleinere Felsenkammern, alle sehr ein­fach und unscheinbar, vertieft eine Einrichtung, die an die persischen Königsgräber mahnt.

Die breiter gewordene Kluft des Baches setzt sich rechts fort zwischen zahlreichen Felsengemä-chern und Fajadcn bis zu dem grossen, gleichfalls in den Fels gehauenen Theater, von dessen obersten Halb­kreisstufen man in einen weiteren Thalkessel hineinschaut. Hier lag die alte Stadt. Wir finden hier mächtige Haufen von Trümmern und Schutt, noch stehende Tempelreste, Ruinen von Triumphbogen und Palästen, Alles im römischen Styl. Ringsum aber ragen zackige Gebirgshöhen und im Osten und Westen Felswände, die von oben bis unten, mehrere hundert Fuss hoch, von Grabgängen durchbrochen und zu Gruftfafaden ansgemeisselt sind.

Das grossartigste Denkmal der alten Stadt aber liegt ein Stück nördlich von Petra und heisst El Dejr. Wie El Kasneli Faraun bestellt es ans zwei mit Säulen bekleideten Stockwerken, ist aber beträchtlich höher und breiter. Im untern Theile gibt es keine offene Vorhalle und keinen Giebel wie dort, sondern nur ein zwischen und über den Säulen bald zurück- und bald vortretendes Gebälk, das in der Mitte halbrund und nach innen geschweift ist. Darüber erhebt sich wieder in der Mitte der runde mit der Urne gekrönte Säulenthurm, der den Giebel des obern Gestocks durchbrochen und nur dessen abgesclmittenc säulenge­stützte Ecken stehen gelassen hat. An allen drei Bruchtheilen herrscht oben ein dorischer Triglyplien-Sims senkrechte Gliederungen, die mit Rundschildem wechseln eine nralte asiatische Form. Das Ganze ist unvollendet, die Kapitale in beiden Stockwerken sind noch plumpe

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