Touren von Alexandrien. 235
ist das bessere. Es wird zunächst in dem Dorfe gewaschen uud in Wasser aufgelöst, dann in einem offenen Hofe der Sonne ausgesetzt, dann in einem Trog im Ofen getrocknet und hierauf zur Ausfuhr nach Europa auf den Nil geschickt.
Interessanter noch als die Natronseen sind die Klöster , die sich hier befinden. Es sind deren vier, welche zusammen zwischen 70 und 80 Bewohner haben. Biese Gebäude führen nach Brugsch folgende Namen: Bas Kloster des Ambeschun (Makarioskloster), das des Ambabischoi (das Kloster des heiligen Bischoi oder Abisai), das der heiligen Jungfrau der Syrer (Suriani) und das des El Baramus. Bie hier angegebenen Bezeichnungen sind zu verstehen: Ambeschun, wahrscheinlich: Amba Be- schun, gleich Sanct Beschun (Amba griechisch Abba), Amba Bischoi, gleich Sanct Bischoi, Bl Baramus gleich El Ramus, das der Griechen, arabisch: Rumi, der Grieche. Ber arabische Artikel „el“ ist überflüssiger Weise vor den koptischen Artikel „be“ oder „ba“ gesetzt worden, etwa wie man noch heutzutage „der Alkoran" statt „der Koran“ mit wegzulassendem arabischen Artikel „al“ sagt. Bas Natronthal heisst übrigens auch auf arabisch „die Ebene von Scliiliat“ oder „von Askit“ oder noch häufiger „Missan el Kolub“. d. i. die Wage der Herzen. Bie Insassen aller dieser Klöster sind Kopten, obwohl das Suriani von Syrern und das Baramus von Griechen gegründet wurde. Sie sind weder so alt noch so stattlich als die Klöster St. Antonius und St Paul in der östlichen Wüste. Lndess bietet namentlich das Kloster St. Makarius in den Kirchen seines Thurmes manches Merkwürdige. Bie schlanken Marmorsäulen, welche die obere Kirche schmücken, sind sehr geschmackvoll, und viele von den Bogen im untern T heile des Klosters sind weit besser, als man sie in solchen entlegenen Gegenden ver- muthet.
Sowohl die Bibliotheken der genannten vier Natronklöster als die der übrigen Klöster und Kirchen in Aegypten sind im Besitze einer mehr oder minder reichen Zahl von Handschriften, welche theils in den vergangenen Jahrhunderten, theils in dem letzten und dem unsrigcn abgefasst oder abgeschrieben sind. Hiezu kommen noch eine Anzahl von Handschriften, die sich in dem Besitze von Privatpersonen befinden , und die meistens als Familienerbstücke im Verlauf der Jahrhunderte ein hohes Alter erreicht haben. Es ist jetzt durchaus unmöglich, aus den Natronklöstern durch Ueberredung oder für Geld ein einziges Manuscript zu erlangen. Engländer haben nämlich neuerdings aus dem Kloster El Baramus mehrere hundert Handschriften um eine verliält- nissmässig geringe Summe erlangt und dieselben dann bedeutend theu- rer wieder verkauft. Biess kam zu den Ohren der Mönche, welche nun wissen, dass ihre Manuscripte von Werth für den Europäer sind. Sie würden vielleicht nicht anstehen, dieselben für einen übertriebenen Preis abzulassen, hätten sie nicht vom Patriarchen in Kairo einen tüchtigen Verweis erhalten, mit dem strengen Verbote, je wieder irgend eine Handschrift zu verkaufen. Einzelne unter den Mönchen copiren ältere Bücher. Ba sie aber nur arabisch und kein Wort koptisch verstehen,