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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
Seite
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230 Touren von Alexandrien.

so schleichen sicli in ihre Abschriften zahllose Fehler ein. Auch Brnsrsch konnte ein dickes Manuscript für einige Pfund Sterling erhalten, wurde aber durch die groben Schreibfehler, die sich gleich auf den ersten Seiten des Buchs befanden, vom Kauf zurückgeschreckt. In Kairo be­sitzen einzelne Privatpersonen gute ältere Handschriften, sie kennen aber ihren Werth sehr wohl und fordern hohe Summen. Der englische Missionär Lieder in Kairo kann den Fremden die beste Auskunft über derartige Manuscripte im Privatbesitze gewähren. Die Bibliothek des Patriarchen im Koptenquartier in Kairo enthält eine ziemlich reiche Sammlung koptischer Handschriften; um hier Zutritt zu erhalten, wendet man sich an seinen Generalconsul. In Oberägytcn scheint, nie Brugsch meint, noch eine reiche Niederlage koptischer Manuscripte zu sein; fast in allen Städten und Dörfern, wo koptische Klöster und Kirchen bestehen, ist auch eine Bibliothek vorauszusetzen, und einzelne der koptischen Bewohner selbst bewahren solche Handschriften. Brugsch > empfiehlt in dieser Hinsicht den Keisenden namentlich die Klöster bei Akhmim, hei Arabet el Madtuneh (Abidos) und bei Esneh. Die kop­tischen Besitzer von Handschriften sind nur durch Hülfe eines guten Dragomans, vielleicht auch mittelst Empfehlungsschreiben an die öster­reichischen und preussischen Consularagcnten, welche Kopten sind, ausfindig zu machen. Brugsch selbst hat die grössere Zahl koptischer Manuscripte, welche sich gegenwärtig im Besitze der königl- Bibliothek zu Berlin befinden, aus Oberägypten nach Europa geführt. Der Inhalt dieser Bücher betrifft fast nur die biblische und kirchliche Literatur. Nur wenige darunter machen hiervon eine Ausnahme.

Jedes Kloster wird von einem Superior regiert, einige von den Mönchen sind Priester und führen den Titel Abuna. die andern sind Laienbrüder.

I Jedes Kloster besitzt ein Ketab Sillemi oder Lexikon, in welchem

jedes koptische Wort dem ihm gleichgeltenden arabischen gegenüber­gestellt ist, und worin auch die koptischen Namen für die Städte Aegyptens und der Nachbarländer aufgeführt sind. Diese letzteren sind vielfach benützt worden, um die Lage der altiis'yptischen Ortschaften zu bestimmen; doch kann man sich nicht überall auf sie verlassen, da die Verfasser sich mancherlei Willkiirlichkeiten erlaubt haben. Ein Beispiel ist im Kloster St. Makarius, in dessen Wörterbuch es heisst, Babylon sei dasselbe wie das alte On (Heliopolis; und das jetzige Matarieh.

Die Natronklöster sind alle mit einer hohen Mauer umgeben, die nur einen Eingang hat, welcher so niedrig ist, dass man sich nieder­bücken muss. Ausserdem liegen vor der Thür ein paar gewaltige Mühl­steine, gewöhnlich von Granit, die in Fällen, wo das Kloster von den benachbarten Arabern bedroht ist, in den Gang vor die Thüre gerollt werden, damit die Angreifer sie nicht aufstossen oder verbrennen kön­nen. Die, welche sie herzugerollt haben, werden dann durch Seile nach einer Fallthür oben an der Mauer gezogen. Der Mangel an Lebens-