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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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238 Touren von Alexandrien.

wimmeln. Das Kloster 8t. Makarius ist frei von dieser Plage. Wie es in den beiden andern Klöstern steht, vermochten wir nicht in Erfahrung zu bringen.

Das Dejr Suriani wurde von einem heiligen Manne Namens Honnes gegründet, dessen Baum einige Stunden südwärts von hier iu der Nahe von zwei in Trümmern liegenden Klöstern gezeigt wird. Dasselbe soll in seiner Bauart der Arche Xoahs gleichen, von der er sich indess wesentlich dadurch unterscheidet, dass Frauen unter keiner Bedingung Zutritt haben. Der Titel dos Superiors oder Abts in diesen Klöstern ist Gommos. Derselbe kommt im Range gleich nach den Bischöfen der koptischen Kirche. Das Haupt der koptischen Kirche ist der Patriarch, welcher für dieselbe das gleiche Ansehen hat, wie der Papst für die römisch-katholische, und welcher zu diesem hohen Amte aus den Vätern des Klosters St. Antonius in der östlichen Wüste, oder aus einem andern Mönchskloster gewählt zu werden pflegt. Der Nächste nach ihm ist der Mutran oder Abudi, welcher dem in Abyssinien blühenden Zweige der Kirche vorsteht.

Aegypten, das Land, wo das Klosterwesen seinen Ursprung nahm und wo einst fast ein Viertel aller Erwachsenen ein Münchs­oder Nonnenlehen führte, hat wenn wir nur die einheimische, d. i. j die koptische Kirche ins Auge fassen gegenwärtig nur sieben j Mönchs- und gar keine Nonnenklöster. .Jene sieben sind die erwähn- I teu vier im Natronthale, die beiden in der östlichen Wüste und eines zu Dschebel Koskam in Uberägypten. Nur diese können im eigent­lichen Sinne Klöster genannt werden. Den zahlreichen Dejrs am Nil kommt dieser Name nicht zu, da in ihnen sowohl Männer als Frauen j wohnen. j

Das Kloster auf dem Dschebel e Tair, die von Bibbeh, Busch, i Negadeh, Abbu Honnes bei Antinoe, die drei in Kairo befindlichen, die beiden in Altkairo, die Klöster Amba Samuel und Dajr el Ham- : mam im Fejum, die in Alexandrien, Girgeh, Abydos, Aklunim, Mel- ! lani, Suk, Fischeh bei Menuf, das Rothe und das Weisse Kloster, j das von Amba 8chnudeh u. a. tragen durchaus keinen klösterlichen Charakter mehr. Man betrachtet sie indess immer noch mit einer I gewissen Achtung und die daselbst befindlichen Kirchen stehen im Gerüche besonderer Heiligkeit, ja eine derselben, welche Sitte Dscha- mian heisst und hei Damiette liegt, hat sogar die Ehre. Ziel einer jährlichen 'Wallfahrt zu sein, an welcher Fromme aus allen Theilen des Landes sich betheiligen.

Es heisst, dass Aegypten und seine Wüsten früher 3Ö5 Klöster | besessen haben, eine Lieblingszahl iu den Traditionen des Landes, indem z. B. das Fejum so viele Dörfer, der Tempel zu Denderah so viele Fenster haben soll.

Ausser den genannten gibt es noch mehrere in Ruinen liegende Klöster im Natronthale, aber schwerlich waren einst dort die fünfzig, die Gibbon angibt. Die jetzigen Mönche wissen wenigstens nichts