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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Touren von Alexandrien.

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davon. Sic sind indess so unwissend, dass sie überhaupt unbekannt mit der Geschichte ihrer Kirche sind, und kaum dürfte auch nur einer der Obern eine Ahnung davon haben, dass hier einst der ehrgeizige Cyrill einige Jahre unter dem Zwange des Mönchslebens verbrachte.

Der Anblick des Natronthaies ist ein sehr trübseliger und öder. Man sieht wenig mehr als Sand und Wasser. Weder Wald noch Getreidefelder begegnen dem Auge. Die Palme, welche in ganz Aegypten anzutreffen ist, wofern der Boden etwas Feuchtigkeit hat, kommt hier nur als krüppelhafter Busch vor. Die wenigen Bäume dieser Art, die zwischen Zakuk und Dejr Bramus und östlich von Dejr Makarius sich finden, scheinen sich blos über den Erdboden zu erheben, um Zeugniss abzulegen von der Dürre und Unfruchtbarkeit desselben. Auch die Tamariske ist selten und es scheint hier über­haupt nichts zu gedeihen als Mesambriaiithemum und Binsen. Letz­tere wachsen in Fülle sowohl im Wasser als in einiger Entfernung von den Seen zwischen den Sandhügeln der Ebene. Im Wasser erreichen sie eine Höhe von 10 Fuss, und man verfertigt aus ihnen die in Kairo in allen Haushaltungen gebrauchten Matten, welche Menufi heissen.

Die Thiere, welche in diesem Gebiete leben, sind die Gazelle, die Bakkar el Wasch (wilde Kuh. eine Antilopenart), und der Fuchs. Ausserdem gibt es auf der Oberfläche und auf den Ufern der Seen äusserst zahlreiche Wasserhühner, wilde Enten, Schnepfen und Regen­pfeifer.

Die Länge des Wady Natron beträgt etwa 5, seine Breite, von dem Fusse der niedrigen Hügel, die es einschliessen, gerechnet, an der breitesten Stelle etwa l 1 /, Meilen. Die Hügel bestehen aus Sand­stein, an einigen Stellen stösst man auf versteinertes Holz.

Nicht ohne Interesse sind Ausflüge nach den Städten am Damiette-Arm des Nil. Hier ist für Alterthumsfreunde besonders interessant das zwischen Semenud und .Mansura gelegene Bebet El Hadschar, das alte Iseum. Es befindet sich gegenüber dem Dorfe Wisch, etwa eine halbe Stunde vom Flusse entfernt, und man trifft hier noch zahlreiche Trümmer des berühmten Tempels der Isis, der hier von den Ptolemäern erbaut wurde. Die Aegyptcr nannten es Hebet, d. i. das Versammlungshaus. Der Tempel stand in einem vier­eckigen Hofe, der mit einer Mauer vou Back teinen umgeben war. Die Länge des Heiligthums betrug 400, seine Breite 200 Fuss. Das Material w r ar durchgehends Granit und zwar Granit der schönsten Art. Es ist vollständig zerstört und die mächtigen Blöcke seiner Mauern und seines Daches bilden jetzt eine wüste Masse, in der sich zahllose Schakals und Hasen aufhalten. Kein Stein scheint mehr seine ursprüng­liche Stelle einzunehmen. Die Tlnirme sind noch zu sehen, ebenso sind noch Theile der Decke, des Simses und der Architrave zu erken­nen, aber Alles in Verwirrung durcheinander, und man staunt über die Ausdauer und die Kraftanwendung, mit der dieses einst so pracht­volle Gebäude zerstört worden ist.